Der Dax hat ein Problem: Kommt es bei einem Mitglied, wie zum Beispiel im Fall Wirecard, zu größeren Problemen oder gar zur Insolvenz, leidet der gesamte Index. Um das zu ändern, will die Deutsche Börse ihn um zehn Plätze erweitern, so dass in Zukunft 40 statt 30 Unternehmen die deutsche Börsenlandschaft repräsentieren. Außerdem müssen potenzielle Dax-Kandidaten in Zukunft Profitabilität nachweisen können und sollen bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen – so zumindest der aktuelle Stand der Diskussion. 

Uwe Zimmer, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Fundamental Capital, bezweifelt allerdings, dass der deutsche Leitindex durch den geplanten Umbau tatsächlich sicherer wird. "Index-Betreiber sind trotzdem nicht gegen Betrug gefeit, siehe Wirecard. Wer seine Bücher so zielgerichtet manipuliert, der wird im Zweifel auch Profite ausweisen können", warnt er.

Neue Kriterien, neue Risiken
Zwar sei mehr Nachhaltigkeit im Leitindex wünschenswert. Doch mit den neuen Kriterien entstünden auch neue Risiken. "Profitabilität ist messbar, wenn auch manipulierbar. Nachhaltigkeitskriterien sind weicher, schwieriger zu kontrollieren, die Datenanbieter liefern noch durchaus unterschiedliche Einschätzungen", gibt Zimmer zu bedenken. Seiner Meinung nach dienen die neuen Regeln vor allem Marketing-Zwecken. "Es kann gut sein, dass der Dax in Hinblick auf die Nachhaltigkeitskriterien zukünftig häufiger umgebaut wird. Dadurch wird auch die Zusammensetzung willkürlicher", kritisiert er. 

Der Performance dürfte die Neustrukturierung inklusive ESG-Fokus keinen Abbruch tun. "Sie wird die Entwicklung des Leitindex aber ein Stück unberechenbarer machen", sagt Zimmer. Anleger müssten deshalb in Zukunft noch stärker als bisher auf eigene Recherchen zurückgreifen, weil sich Börsenbarometer nicht mehr unbedingt als Blaupause für Anlageentscheidungen eigneten. Etwas Gutes hat die Umstrukturierung in Zimmers Augen immerhin: "Die Erweiterung des Dax auf 40 Unternehmen erlaubt eine größere Bandbreite an Branchen, Geschäftsmodellen und lässt Raum für Neues", sagt der Vermögensverwalter. (fp)