Die Dividendensaison ist in vollem Gange. Mit geschätzten rund 62 Milliarden Euro schütten die 100 größten deutschen Unternehmen so viel aus wie nie zuvor. Für viele Privatanleger ist die Dividendenrendite einer Aktie ein entscheidendes Auswahlkriterium. Viele bevorzugen daher auch Dividenden-Fonds oder Dividenden-ETFs. "Dass sich Depots mit besonders dividendenstarken Aktien automatisch besser entwickeln, ist jedoch ein weitverbreiteter Irrglaube", warnt Markus Richert, Finanzplaner bei Portfolio Concept Vermögensmanagement.

Wichtig sei ein Blick auf die Ausschüttungsquote. Die Payout Ratio ist jener Prozentsatz der Erträge, der an die Anleger ausgezahlt wird. Sie ergibt sich aus dem Verhältnis der Dividende je Aktie zu dem Gewinn je Aktie. Eine hohe Ausschüttungsquote bedeutet, dass ein Unternehmen einen höheren Prozentsatz seiner Erträge an die Aktionäre auszahlt. Umgekehrt bedeutet eine niedrige Auszahlungsquote, dass die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen bleiben. Diese Gewinne können für zukünftiges Wachstum eingesetzt werden. "Eine hohe Ausschüttungsquote kann darauf hindeuten, dass die Dividende nicht nachhaltig ist", erklärt Richert. Liegt sie sogar über 100 Prozent, bedeute dies, dass das Unternehmen nicht genügend Gewinne erwirtschaftet, um seine Dividende auszuschütten. Die Zahlungen werden dann aus der Substanz oder möglicherweise durch die Aufnahme von Verbindlichkeiten geleistet. 

Vorsicht beim Fokus auf die Dividendenrendite
"Wer sich bei der Aktienauswahl zu sehr auf die Dividendenrendite fokussiert, kann in eine teure Falle tappen", warnt Richert. Denn die veröffentlichte Dividendenrendite beziehe sich in der Regel auf die zuletzt gezahlte Dividende. Diese werde in das Verhältnis zum aktuellen Kurs des Unternehmens gesetzt. "Es handelt sich um eine rein rechnerische Größe, die mit der wirtschaftlichen Realität des Unternehmens nichts mehr zu tun hat", führt er weiter aus. Sollte der Kurs in den vergangenen Monaten aufgrund wirtschaftlicher Probleme eingebrochen sein, erscheint die Dividendenrendite hoch. Somit kann eine hohe Dividendenrendite sogar eher ein Warnzeichen sein. Zudem gibt es bei Dividendenaktien keine Garantie für die Ausschüttung. "Gerade in Krisenzeiten schrecken selbst die zuverlässigen Dividendenaristokraten nicht davor zurück, Dividenden zu kürzen oder ausfallen zu lassen", sagt Richert. (fp)