Erfolgreiche Investoren erkennen einen Hype früh, machen mit, solange die Kurse klettern – und steigen vor dem Absturz aus. Damit diese Strategie gelingt, müssen Anleger die Zutaten einer Übertreibung kennen. Hypes finden sich meist in jungen Märkten oder Nischen, in denen es noch so gut wie keine Vergleichs- oder Erfahrenswerte gibt, sagt Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen in Starnberg. Als Beispiel nennt er 3D-Drucker: So riesig das Potential der Geräte auch sein mag, es fehlen schlicht die praktischen Anwendungen für Konsumenten. Dadurch würden viele Investoren die Wachstumsraten von 3D-Drucker-Verkäufen zu hoch ansetzen.

Ein weiteres Indiz ist laut Thaler die Definition des Gesamtmarktes. "Es ist sozusagen die Königsdisziplin der Investment Banker, den potentiellen Markt eines neu an die Börse kommenden Aktienunternehmens möglichst aufzublähen", erklärt der Anlageprofi. Beim Taxikonkurrenten Uber etwa werde von vielen Analysten nicht die Taxizunft als zu erobernder Gesamtmarkt betrachtet, sondern gleich alle Formen der Mobilität. Bei Essenslieferanten wie Delivery Hero gehe es nicht um den relativ engen Bereich des Take-Away-Foods, sondern um den vollständigen Ersatz der heimischen Küche.

Lange Blase bei Bitcoin und Co.
Die Mutter aller Übertreibungen ist für den Anlageprofi allerdings der Krypto-Markt. "Der Markt für Zahlungsmittel ist gigantisch groß. In Ländern mit dysfunktionalen Institutionen wie Venezuela oder Zimbabwe gibt es zudem ein echtes Bedürfnis nach einer Währung, die nicht politisch getrieben gegen Null tendiert", sagt Thaler. Das perfide am Markt für Zahlungsmittel sei aber der selbstverstärkende Effekt: Je mehr Individuen eine Währung gebrauchen, umso mehr Legitimität und Nutzen stiftet diese dann auch – und desto höher steigt ihr Preis. "Dieser positive Rückkopplungseffekt dürfte bei Kryptowährungen zu verhältnismäßig lange beständigen Blasen führen", sagt Thaler.

Sein Fazit: Wer sinnvoll und langfristig investieren will, sollte um solche Sektoren weitgehend einen Bogen machen. Anleger, die bewusst auf Hypes setzen, sollten sich bewusst sein, dass es in solchen Sektoren zwar schnell nach oben gehen kann – aber ebenso rasant auch wieder nach unten. (fp)