Der Goldpreis hat in den vergangenen zehn Jahren immer wieder wilde Sprünge gemacht. 2011 und 2020 kletterte das Edelmetall auf ein neues Hoch von knapp unter (2011) und etwas mehr als 2.000 US-Dollar (2020) je Feinunze. Dazwischen brach der Kurs auch mal um fast die Hälfte ein, 2015 lag der Preis pro Unze zeitweise bei knapp 1.000 US-Dollar. Jedes Mal hatten Analysten die entgegengesetzte Richtung prophezeit, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). 

Kein Einzelfall, zeigen die Recherchen der Zeitung. Vor allem auf dem Höhepunkt der Euro-Krise lagen Edelmetall-Experten mit ihren Gold-Prognosen regelmäßig daneben. Beispiel Deutsche Bank: Im September 2011 prophezeiten die Analysten für die nächsten 18 Monate einen Goldpreis von bis zu 2.900 US-Dollar, "sollte die hohe Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten anhalten". Im März 2013, also 18 Monate später, notierte die Feinunze Gold bei rund 1.600 US-Dollar. 

Auch andere Gold-Experten lagen meilenweit daneben, so die SZ: Die Bank of America beispielsweise sagte für 2014 einen Goldpreis von 2.400 Dollar voraus, ein kanadischer Vermögensverwalter, Mason Placements, rief sogar ein Kursziel von 10 000 Dollar aus. Die Bank Standard Chartered und der Vermögensverwalter Schroders hielten einen Goldpreis von 5.000 Dollar bis 2020 für möglich. Nichts davon trat ein.

Nachfrage ist unberechenbar
Wer verstehen will, warum Gold so schwer zu prognostizieren ist, muss sich die Nachfrageseite anschauen. In der Industrie kommt das Edelmetall, anders als beispielsweise Platin, kaum zum Einsatz, Unternehmen machen weniger als zehn Prozent des weltweiten Bedarfs aus. Stattdessen wird die Goldnachfrage insbesondere von privaten Anlegern, professionellen Investoren, Schmuckherstellern und Zentralbanken getrieben. "Das Verhalten dieser sehr unterschiedlichen Gruppen vorauszusehen, ist bestenfalls kompliziert, manche meinen gar unmöglich", schreibt die SZ und beruft sich auf ein Zitat des ehemaligen Chefs der US-Notenbank, Ben Bernanke. Dieser sagte im Jahr 2013, dass "niemand den Goldpreis wirklich versteht und ich auch nicht vorgeben will, ihn wirklich zu verstehen." (fp)