Wenn es an den Märkten rasant bergab geht, neigen Investoren dazu, das Ereignis mit zurückliegenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu vergleichen – so auch in der aktuellen Coronavirus-Krise. Dabei gilt: "Jede Krise ist anders", sagt Stefan Wallrich, Vorstand von Wallrich Asset Management aus Frankfurt am Main. Der Blick zurück ist daher voller Tücken. Gleichwohl lässt die Historie einige wichtige Schlüsse zu, insbesondere in Bezug auf die Bewertung der Aktienmärkte. "Da nicht abzusehen ist, wie weit die Gewinnerwartungen der Unternehmen im Laufe der Krise nach unten korrigiert werden müssen, weisen zukunftsorientierte ertrags- oder cashflowbasierte Kennzahlen aktuell erhebliche Mängel auf", sagt Wallrich.

Viele Analysten richten ihren Fokus deshalb auf den Buchwert, also vereinfacht gesagt auf die Summe aller Vermögenswerte einer Gesellschaft abzüglich der Schulden. Dieser Wert wird häufig auch als Stresslevel bezeichnet. Die Vergangenheit zeigt: "Sowohl nach dem Platzen der Internetblase, als auch während der Finanzkrise ist die Marktkapitalisierung der Dax-Unternehmen im Durchschnitt nur geringfügig unter den Buchwert gefallen", erklärt der Vermögensprofi.

Tiefpunkt steht vielleicht noch aus
Anders gesagt: Bei den Tiefstständen 2003 und 2009 betrug das Kurs-Buchwert-Verhältnis des deutschen Leitindex in etwa eins. "Dieser Zustand ist nach aktuellen Schätzungen bei rund 8.200 Zählern erreicht", sagt Wallrich. Mit Indexständen von zeitweise unter 8.300 Punkten hat sich der Dax dieser Marke Mitte März schon einmal stark angenähert. "Ob wir die Tiefs an den Aktienmärkten in Zusammenhang mit Covid-19 tatsächlich schon gesehen haben, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen", sagt der Vermögensprofi. Denn die kommenden Wochen dürften noch von einer Fülle an schlechten Gesundheits- und Wirtschaftsmeldungen geprägt sein. (fp)