Solange der Markt nicht mit einer deutlichen Erhöhung der Leitzinsen rechnet, wird es vorerst keinen großen Anstieg bei den Anleihenrenditen geben. Zu dieser Einschätzung kommt Tony Dolphin, Chefstratege der britischen Fondsgesellschaft Henderson, in einer aktuellen Studie.

Keine Anzeichen für straffere Geldpolitik

Dolphin nimmt darin Bezug auf Äußerungen des US-Notenbankchefs Alan Greenspan, der sich zuletzt verwundert darüber gezeigt habe, dass die Renditen von Anleihen weiter gefallen waren, obwohl die Leitzinsen in den USA angehoben wurden. Dolphin erklärt diesen scheinbaren Widerspruch damit, dass die Marktteilnehmer in ihren Prognosen derzeit ein vergleichsweise niedriges Zinsniveau erwarten würden. 2002 hätten sie auf Sicht von fünf Jahren noch mit einem Zinssatz von 6,5 Prozent in den USA und 5,5 Prozent in Großbritannien gerechnet. Derzeit erwarte der Markt, dass der Leitzins in beiden Ländern in fünf Jahren bei 4,5 Prozent liege. Die realen Anleihenrenditen seien deshalb so niedrig, weil die Finanzmärkte derzeit kaum Aussichten dafür sehen, dass die Notenbanken in absehbarer Zeit zu einer strafferen Geldpolitik umschwenken.

"Wenn Alan Greenspan die Anleihenrenditen wirklich nach oben drücken will, dann sollte er der Möglichkeit, dass die US-Notenbank in den kommenden ein oder zwei Jahren die geldpolitischen Zügel anzieht, einen größeren Platz einräumen", sagt der Henderson Chefstratege. Das würde bedeuten, dass die Leitzinsen über das neutrale Niveau klettern könnten. Andernfalls würden die Anleihenrenditen in den kommenden sechs Monaten größtenteils nur moderat steigen und damit die höheren Inflationserwartungen widerspiegeln - ausgelöst von einer weltweiten Erholung der verarbeitenden Industrie.

Die ausführliche Einschätzung Tony Dolphins zum Anleihenmarkt finden interessierte Leser in Form einer PDF-Datei im Anschluss an diese Meldung. (rmk)