Die US-Notenbank Fed hat auf ihrer gestrigen Sitzung den Leitzins in den USA wie weithin erwartet erneut angehoben. Er liegt nun in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Hintergrund dieser Entscheidung sind nach Einschätzung von Marktbeobachtern vor allem die Unternehmenssteuersenkungen von US-Präsident Donald Trump, die auf kurze Sicht das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten weiter ankurbeln dürften – womöglich über die Grenze der Überhitzung hinaus. Experten beurteilen den neuerlichen Zinsschritt der Fed deshalb überwiegend positiv.

Die Fed tut gut daran, rechtzeitig gegenzusteuern und eine Überhitzung der Konjunktur zu verhindern, sagt Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank. Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht das ähnlich: Seiner Einschätzung nach hat die Notenbank verantwortungsvoll gehandelt. Heinemann hält es für möglich, dass der Inflationsdruck in den USA steigt, nicht zuletzt durch steigende Importpreise als Folge des Handelsstreits, und die Fed zu weiteren Zinsanhebungen zwingt, berichtet das "Handelsblatt"

Fed profitiert vom Trump-Effekt
Das neue Zinsniveau zeigt, wie stark sich die US-Wirtschaft erholt hat, erklärt Nathan Sheets von PGIM Asset Management. "Erstmals seit mindestens einem Jahrzehnt kann die Fed mit Fug und Recht behaupten, dass sie ihr Mandat erfüllt." Die möglichen Sondereffekte durch Trumps Steuerreform erleichtern es der Notenbank, die geldpolitische Normalisierung voranzutreiben. "Es ist durchaus möglich, dass es dieses Jahr zu insgesamt vier Zinsschritten kommt", so Sheets. Mit dieser Einschätzung steht er nicht alleine da.

"Aus unserer Sicht ist die Geldmarktpolitik in den USA jetzt im neutralen Bereich und wir gehen davon aus, dass die Fed in naher Zukunft den Bereich der restriktiven Zinspolitik erreicht", meint Garland Hansmann, Portfoliomanager bei Investec, und ergänzt: "Das wird der Zeitpunkt sein, an dem der neue Fed-Vorsitzende sich seinen Ruf erwerben wird, denn die Herausforderung wird sein, die Zinsschraube nicht zu überdrehen und damit die Gefahr einer Rezession zu kontrollieren.“ UBP-Volkswirt Olivier Arpin ergänzt: "Zusammenfassend kann man feststellen, dass der Offenmarktausschuss der Fed angesichts des optimistischen Tenors, der leichten Verbesserungen der ökonomischen Ausblicke, der angekündigten Zunahme der Anzahl der Zinserhöhungen und der Abwesenheit von Hinweisen auf mögliche internationale Risiken eine 'hawkishe' Grundhaltung einnimmt, die Zinserhöhungen offen gegenüber eingestellt ist.“

Die Augen der Investoren dürften sich nun auf die Europäische Zentralbank (EZB) richten, die am heutigen Donnerstag in der lettischen Hauptstadt Riga tagt. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat eine rasche Entscheidung zur Zukunft des Anleihekaufprogramms angekündigt, berichtet die "Wirtschaftswoche". Die Notenbanker wollen heute prüfen, ob die bisherigen Fortschritte genügen, um die Anleihekäufe zurückzufahren. Mit höheren Leitzinsen im Euroraum rechnen Volkswirte dagegen frühestens für Mitte kommenden Jahres. (fp)