Für  Charles Zerah, Fondsmanager des Carmignac Global Bond, ist der derzeitige Inflationsanstieg kein Strohfeuer, sondern eine echte Gefahr für alle Anleiheinvestoren. Daher sollten diese auf kürzere Laufzeiten setzen.

Auch in Kontinentaleuropa zeichnet sich langsam aber sicher eine Wachstumsrückkehr ab, was sich in einer steigenden Inflation – zum Teil durch höhere Rohstoffpreise bedingt –, niedrigeren Arbeitslosenzahlen und einem verbesserten Geschäftsklima widerspiegelt. "Unserer Ansicht nach kann der allgemeine Preisanstieg nicht als kurzfristiger Nebeneffekt der gestiegenen Ölpreise abgetan werden, sondern deutet auf eine breiter angelegte, nachhaltigere Entwicklung hin“, erklärt Zerah. "Daher sind wir der Meinung, dass die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ohne die Bedenken hinsichtlich der politischen Risiken in Europa deutlich höher wären.“

Inflationsanstieg beruht nicht nur auf Basiseffekten
Bereits seit Juli 2016 bereiten sich Zerah und seine Kollegen das Portfolio auf einen unerwartet hohen Inflationsanstieg vor. "Dabei greifen wir auf Short-Positionen gegenüber den Kernraten, einer Long-Position gegenüber US-amerikanischen inflationsgebundenen Anleihen und eine höhere Cash-Allokation zurück.“

Obwohl der Inflationsanstieg sich kurzfristig abschwächen könnte und nicht linear verlaufen werde, hält Zerah an der Einschätzung fest, dass die Inflationserwartungen der Investoren zu konservativ seien – insbesondere in Europa, wo man mit einem wesentlichen Rückgang zum Jahresende rechne. "Die Behauptung, der jüngste Anstieg der Inflation sei vollständig auf den Basiseffekt zurückzuführen, überzeugt uns nicht.“

Steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise wirken sich laut Zerah nur mit einer Verzögerung auf den übrigen Verbraucherindex aus. Die US-Inflation (ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise) stieg im Januar bereits auf 2,2 Prozent  – noch bevor der Aufwärtstrend bei den Löhnen Wirkung zeigen konnte.

Was sollen Renteninvestoren kaufen?
Anleihen aus Schwellenländern scheinen für Zerah nach wie vor interessante Chancen zu bieten, was auf die Stabilisierung des chinesischen Makroumfelds, den Anstieg bei Rohstoffpreisen, sich verbessernde Leistungsbilanzsalden einiger Schwellenländer und zunehmend attraktive Renditen gegenüber Industrieländern zurückzuführen ist.

"Wir sind überzeugt, dass Rohstoff exportierende Länder weiterhin attraktive Risikoprämien gegenüber den verarbeitenden Schwellenländern bieten. Ein typischer Fall ist Brasilien, unsere größte Position im Bereich Schwellenländeranleihen. Dort fiel die Inflation von beinahe elf Prozent im Januar 2016 auf unter fünf Prozent im Februar 2017, was es der Zentralbank ermöglichte, einen aggressiven Zinssenkungszyklus einzuleiten.“ (aa)