Bislang genoss die Kryptobranche vielerorts "Welpenschutz". Anders als etablierten Finanzunternehmen ist es Vertretern der blockchainbasierten Start-up-Szene häufig gelungen, allgemeingültigen Regularien zu entgehen. Nun steigt aber der Druck von allen Seiten, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wie "Bloomberg" feststellt: Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC und die Terminmarkt-Behörde CFTC ahnden Verstoße stärker als zuvor; das Finanzamt IRS, die Zentralbank Federal Reserve (Fed) ebenso wie die amerikanische Bankenaufsicht wollen neue Vorschriften einführen, die sich negativ auf die Gewinne der Unternehmen auswirken dürften. Doch die Kryptobranche gibt sich nicht so leicht geschlagen und will mithilfe von Lobbyarbeit und Spenden das Blatt zu ihren Gunsten wenden, berichtet "Bloomberg".

Schon im dritten Quartal 2021 hat die führende US-Kryptobörse Coinbase laut dem Finanzinformationsdienst satte 625.000 US-Dollar in Lobbyarbeit investiert – immerhin 565.000 Dollar mehr als im Vorjahr. Auch der Verband "Blockchain Association" machte 210.000 Dollar locker und gab damit beträchtlich mehr für Öffentichkeitsarbeit aus als im Vorjahr. Dabei will die Branche vor allem in Bezug auf neue steuerliche Meldepflichten unter Präsident Joe Bidens Infrastrukturpaket in eigenem Sinne Einfluss nehmen. 

Wahlkampfspenden nützen der Branche bereits
Auch Wahlkampfspenden an Politiker gehören zur neuen Offensiv-Strategie der Kryptobranche. So vergab die US-Börse Kraken etwa an 15 Kandidaten die maximal zulässige Spende, wie Blooberg nachgerechnet hat. Für Abgeordnete wie die Republikanerin Cynthia Lummis aus Wyoming und die Demokratin Kyrsten Sinema aus Arizona sollen Spenden aus der Kryptoindustrie bereits eine wichtige Einnahmequelle sein – in Einzelfällen flossen wohl Beträge im sechsstelligen Bereich. Die Anstrengungen der Unternehmen tragen bereits erste Früchte: Lummis plant ein liberales Gesetz, dass es Kryptounternehmen gestatten soll, sich künftig quasi selbst zu beaufsichtigen, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). (fp)