Das Gros der Finanzinvestoren hatte die Rohstoff-Märkte in den vergangenen Jahren eher gemieden. Neben der Flaute in dem Sektor schreckten auch ethische Fragen über die Spekulation mit Agrargütern die Anleger ab. Angesichts eines wachsenden Grundgüterbedarfs, etwa durch die Energiewende, erscheint das Feld für manchen Akteur in einem neuen Licht. Doch Investments in Öl, Kupfer oder Baumwolle weisen einige Besonderheiten auf.

Zunächst einmal unterscheiden sich die Entwicklungen an den sogenannten Spotmärkten, an denen Rohstoffe direkt gehandelt werden, von denen der Terminbörsen, an denen die Güter per Kontrakt zu einer späteren Lieferung gehandelt werden. Die Preise können deutlich abweichen. Lagerhaltungskosten sowie die Erwartungen zu künftiger Nachfrage und Lieferbarkeit spielen hier hinein.

Aluminium anders als Schweinebäuche
"Rohstoff-Spotmärkte sind grundsätzlich anders zu betrachten als Terminmärkte", betont Martin Friedrich, Portfoliomanager von Lansdowne Partners Austria. Der Lenker des Lansdowne Endowment Fund ergänzt: "Einzelne Rohstoffe unterliegen sehr hohen Schwankungen." Die einzelnen Rohstoffe würden sich zudem sehr unterschiedlich entwickeln. "Während Aluminium und Öl eher am Wirtschaftswachstum ausgerichtet sind, unterliegen Schweinebäuche, Soja oder Weizen völlig anderen Einflussfaktoren", sagt Friedrich.

"Die Preise bei Orangen oder Kakao hängen von der Ernte und damit von Faktoren wie Wetter oder Schädlingsbefall ab", ergänzt Peter Frech, Portfoliomanager des Schweizer Investmenthauses Quantex. Dies führt letztendlich zu ernüchternden Ergebnissen, wenn man unter dem Strich die Preisentwicklung einzelner Rohstoffe betrachtet. So hat die US-Investmentgesellschaft AQR berechnet, dass in den Jahren zwischen 1877 und 2020 die Gesamtrendite von Einzelrohstoffen nur bei null liegt. Dennoch lassen sich mit Grundgütern durchaus Erträge erzielen.

Besser gleichgewichtet
Denn Lansdowne-Mann Friedrich und Frech, der den Quantex Multi Asset Fund lenkt, investieren in Rohstoff-Körbe, bei denen die einzelnen Güter gleichgewichtet sind und die Verteilung regelmäßig wiederhergestellt wird. Die Gesamtrendite eines immer wieder gleichgewichteten Rohstoff-Korbs lag der AQR-Berechnung zufolge immerhin bei 3,4 Prozent per annum. Die großen Unterschiede bei der Entwicklung der einzelnen Rohstoffe würden zu den überraschend hohen Erträgen aus dem Rebalancing führen, meint Friedrich von Lansdowne Austria. "Die Gleichgewichtung bringt die Diversifikation, die wir suchen", ergänzt Quantex-Manager Frech.


Wie manche Lenker von Mischfonds die Rohstoff-Märkte nutzen, um neben Aktien und Anleihen Renditequellen zu erschließen, und welche Rolle Aktien von Bergbau- oder Energiekonzernen spielen können, lesen Sie im Artikel "Heiße Beimischung" im neuen Heft 1/2024 von FONDS professionell. Angemeldete Leser finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Ein weiterer Faktor spricht für den Markt. "Rohstoff-Futures zählen zu den wenigen Bereichen, in denen aktive Manager im Durchschnitt tatsächlich einen Mehrwert gegenüber ihrem Leistungsmaßstab erzielen können", merkt Friedrich an. "Allein schon durch geschicktes Rollen der Futures können Verluste vermieden oder verringert und somit eine Mehrrendite gegenüber dem Index erzielt werden." Unter dem "Rollen" eines Futures versteht man den Wechsel von einem auslaufenden Terminkontrakt in den nächsten. Ansonsten stünde die zugrundeliegende Ware zur Auslieferung an und müsste abgenommen werden – was Finanzinvestoren meist nicht wollen.

Zinsen einbehalten
Eine weitere Besonderheit der Rohstoff-Terminmärkte ist die Bedeutung der Zinsen. Denn für die Termingeschäfte müssen Sicherheiten hinterlegt werden, häufig in Form von verzinsten Wertpapieren, auch Collateral genannt. "Der Zinsertrag auf das Collateral ist ein wichtiger Bestandteil der Rohstoff-Rendite", betont Quantex-Manager Frech. "Ein Rohstoff-Investment ist immer auch eine Investition in den Geldmarkt", folgert Lansdowne-Mann Friedrich.

Da diese Einnahmen im Zuge der Niedrigzinsphase praktisch ausblieben, fiel in den vergangenen Jahren auch ein wichtiger Pfeiler der Rohstoff-Erträge weg. Doch auch in Phasen höherer Leitsätze flossen diese Erträge nicht immer den Anlegern zu. "Banken haben früher bei Rohstoff-Zertifikaten die Zinsen einbehalten, was letztendlich zu einer Enttäuschung unter Retailanlegern führte, weil die Renditen hinter den Erwartungen zurückblieben", berichtet Frech. (ert)