Die Europäische Zentralbank (EZB) kann es nicht allen recht machen. Es sei in Teilen auch nachvollziehbar, wen nAnleger und Sparer über einzelne Maßnahmen streiten, sagt die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Das Problem sei ein anderes: "Dass Politiker, Journalisten und Banker das Narrativ verstärken, die EZB stehle den deutschen Sparern ihr Geld, ist gefährlich. So etwas rächt sich irgendwann", sagt Schnabel als Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Eine solche Anti-Stimmung könne schwerwiegende Folgen haben, erklärt die Wirtschaftsweise im Handelsblatt-Interview. Das sehe man gut in Großbritannien: Britische Politiker hatten die Europäische Union immer wieder als Sündenbock genutzt. Das Ergebnis ist der Brexit. Nun klagten die Deutschen die EZB für alles Mögliche an. Dabei mache es die EZB den Mitgliedsstaaten der Eurozone eher zu leicht als zu schwer, sagt Schnabel. So würden viele auf eine wirkungsvolle Finanzpolitik verzichten und die Geldpolitik allein lassen. "Und wenn sich deren Mittel allmählich abnutzen, gerät die EZB in Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren", sagt die Wirtschaftsweise.

Deutschland sollte finanzpolitisch gestalten
Die deutsche Regierung solle selbst aktiv werden, mahnt Schnabel im Handelsblatt. Sie fordert Investitionen im Bereich des Klimaschutzes, der Infrastruktur oder der Bildung. Zusätzlich solle der Soli schneller und für alle gestrichen werden oder bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen über eine bestimmte Zeit eingeführt werden. (fp)