Berenberg-Fondsmanager Matthias Born rechnet mit einer Fortsetzung der Erholungsrally am Aktienmarkt – insbesondere bei wachstumsstarken Unternehmen aus Europa. "Nach der Bewertungskorrektur sollten 2023 die Gewinne in den Vordergrund rücken", meint Born, Investmentchef der Berenberg-Sparte Wealth & Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar.

Wegen des schwierigen Wirtschaftsumfelds stünden die Gewinne zwar tendenziell unter Druck. "Wenn man aber in Bereichen positioniert ist, die strukturell wachsen, die das Potenzial haben, besser durch eine Rezession zu kommen, kann man sich durchaus positiv abheben", ist Born überzeugt. "Qualitätsfirmen profitieren in der Regel in einer Krise, sie können Marktanteile gewinnen und gehen somit daraus gestärkt hervor."

"In schwierigem Fahrwasser die Profitabilität absichern"
Bei der Titelauswahl gelte es darauf zu achten, dass die Unternehmen über Preissetzungsmacht verfügen. "2022 war es für viele Unternehmen noch recht einfach, die Preise anzuheben. Doch nicht jedes Unternehmen wird dies auch 2023 können", gibt der Manager des Berenberg Eurozone Focus Fund und des Berenberg European Focus Fund zu bedenken. "Hohe Marktanteile und klare Eintrittsbarrieren für Wettbewerber sind entscheidende Faktoren, um auch in schwierigem Fahrwasser die Profitabilität abzusichern."

Positiv stimmen könnte Anleger auch, dass europäische Aktien in vielen Portfolios nur noch eine untergeordnete Rolle spielten. "Das sollte Druck von den Aktienkursen nehmen", ist Born überzeugt. Zudem gebe es wenige Verkäufe von Unternehmensinsidern, und erste Aktienrückkaufprogramme würden hochgefahren. "Das zusammengenommen begrenzt das Abwärtsrisiko doch ziemlich, auch wenn wir ein schwieriges Jahr vor uns haben, in dem Rezession und Gewinnrevisionen drohen. Allerdings ist einiges davon schon eingepreist."

"Sehr gute Chancen" bei Nebenwerten
Der europäische Aktienmarkt biete schon wegen der "Breite der Opportunitäten" zahlreiche Investmentchancen. "Es gibt viele interessante Unternehmen über alle Marktsegmente hinweg", sagt Born. "Ich höre zwar immer wieder Kritik, in Europa gäbe es keine großen Techwerte. Das stimmt – dass aber Europa zu wenig innovativ sei, stimmt nicht." Ein Teil dieser Innovationen sei im Mittelstand, also im Nebenwertesegment, zu finden, "weswegen wir besonders hier nach dem sehr starken Rückschlag in diesem Jahr aus einer langfristigen Perspektive heraus sehr gute Chancen sehen", so der Berenberg-Manager.

Trotz der schwachen Performance der Growth-Titel 2022 bleiben Born und seine Kollegen ihrer Überzeugung treu, dass es sich langfristig auszahlt, auf wachstumsstarke Unternehmen zu setzen. "Wichtig ist aber, dass das Wachstum mit einer hohen Eigenkapitalrendite kombiniert ist", betont der Fondsmanager. "Wir haben gesehen, dass man mit diesen Aktien bisweilen auch harte Zeiten durchstehen muss", räumt er ein. Langfristig zahle es sich aber aus, in Firmen investiert zu bleiben, die hohe jährliche Wachstumsraten erwarten lassen. "Wir möchten langfristige Chancen ergreifen, mit dem Effekt, dass wir gegebenenfalls in Aktien investiert sind, die kurzfristig höhere Abwärtsrisiken aufweisen." (bm)