Obwohl sich die Tagesgeldzinsen zuletzt knapp verdoppelt haben: Daniel Franke, Experte des Portals Tagesgeldvergleich.net, geht in seiner Prognose für 2019 weiterhin von stagnierenden Sparrenditen aus. Selbst wenn die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich im Herbst den Leitzins einmalig anhebt, dürfte der Korridor beim durchschnittlichen Tagesgeldzins zwischen 0,18 und 0,20 Prozent verharren. "Ein kleines Plus ist drin, aber die grundsätzliche Bewegung geht eher seitwärts", sagt der Experte.

Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Tagesgeldzins für Neukunden weitestgehend stabil bei 0,17 bis 0,18 Prozent. Im Vergleich zu dem, was noch Anfang 2012 marktüblich war, ist das ein Rückgang von satten 92 Prozent, wie untenstehende Tabelle zeigt. Treue Bestandskunden mussten sich häufig mit Zinsen rund um die Nulllinie begnügen.

Etwas besser sieht es für Festgeldsparer aus. "Mit Ende des Anleihekaufprogramms der EZB zum Jahresende 2018 haben sich die Zinssätze stabilisiert und sind für bestimmte Laufzeiten sogar gestiegen", sagt Franke. Konkret sank der Spitzenzins für zehn Jahre Anlagedauer übers Jahr von 2,50 auf 2,20 Prozent.

Sicherheit geht vor Rendite
Bemerkenswert stabil bleibt die Entwicklung beim Sparverhalten. Betrug das Volumen des Neugeschäfts täglich fälliger Einlagen von Privatkunden bei Banken Anfang 2018 noch 1.319 Milliarden Euro, stand der Wert zuletzt bei 1.425 Milliarden Euro – ein Plus von fast acht Prozent. Bis Ende 2019 dürfte der Wert laut Frankes Hochrechnung auf rund 1.550 Milliarden Euro steigen. Der Grund: "Sicherheit hat in Deutschland einen hohen Stellenwert und wird auch auf Kosten einer besseren Rendite erkauft."

Was das unterm Strich bedeutet, hat die Comdirect ausgerechnet. Demnach haben die sicherheitsvernarrten Deutschen 2018 nach Abzug von Inflation insgesamt 38,9 Milliarden Euro durch niedrig verzinste Geldeinlagen verloren – das sind 470 Euro pro Bundesbürger, wie der quartalsweise erscheinende Realzins-Radar der Onlinebank zeigt. Bei einer Inflationsrate von im Jahresmittel 1,93 Prozent betrug der Realzins 2019 minus 1,74 Prozent. Zum letzten Mal konnten Sparer im zweiten Quartal 2016 einen positiven Realzins verbuchen: Damals lag die inflationsbereinigte Rate laut Comdirect-Messungen mit 0,24 Prozent hauchdünn im Plus. "Die Realzinsen für Tagesgeld-Sparer sind seit 30 Monaten durchweg negativ", bestätigt Franke.

Traurige Wahrheit
"Die anhaltende Nullzinsphase und eine steigende Inflation führen zu einem schleichenden Wertverlust der Ersparnisse“, ergänzt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der Comdirect. Seit Ende 2010 schmolz das Sparvermögen der Deutschen in Summe bereits um 113,3 Milliarden Euro ab. 

Wie stark der Vermögensverzehr ins Kontor schlägt, verdeutlicht ein Rechenbeispiel: Wer bei einem Nominalzins von 0,17 Prozent aktuell 10.000 Euro anlegt, erhält Ende 2028  – Kontoführungsgebühren außen vorgelassen –  mickrige 10.173 Euro ausbezahlt. Bei einer jährlichen Inflation von 2,15 Prozent wäre dieses Geld allerdings – nach heutiger Sicht – nur 8.010 Euro wert. "Das Fatale ist, dass die Sparer nicht sehen, wie ihr Erspartes an Geld verliert", sagt Walter. (fp/ps)