Nach den jüngsten Zinsentscheidungen der Notenbanken versprechen Anleihen wieder eine echte Verzinsung, auch wenn diese die Geldentwertung noch lange nicht ausgleichen kann. Thomas Buckard, Vorstand des Vermögensverwalters MPF aus Essen, will sich deshalb auch der verbreiteten Skepsis gegenüber Anleihen nicht anschließen. "Der Anleihemarkt ist momentan etwas für mutige Profis", sagt Buckard. "Er gehört zu einer sinnvoll diversifizierten, risikoorientierten Anlagestrategie zweifellos dazu." Zum einen sei das schwierige Marktumfeld schon in den Kursen abgebildet. Zum anderen könnten die Notenbanken die Zinserhöhungen früher als von vielen erwartet wieder beenden, wenn die Wirtschaft in der Rezession leidet.

"In Deutschland werden wir wohl noch in diesem Jahr eine zweistellige Inflationsrate sehen", prognostiziert Buckard. Die Europäische Zentralbank hat deshalb die Leitzinsen Anfang September deutlich erhöht. Auch die US-Notenbank dürfte diese Woche weiter an der Zinsschraube drehen. Das wirkt sich negativ auf die Anleihekurse aus, auch als ausfallsicher geltende europäische Staatsanleihen liegen seit Jahresanfang massiv im Minus. "Solch starke Kurseinbrüche bei den sonst so stabilen Anleihen hat es seit über 40 Jahren nicht mehr gegeben", sagt Buckard.

Vorgeschmack auf Erholungspotenzial
Doch das kann sich eben auch schnell wieder ändern, betont er. "Einen Vorgeschmack auf das immense Erholungspotenzial haben wir im Juli bekommen, als zum Beispiel die zehnjährige Bundesanleihe in einem Monat sagenhafte sieben Prozent an Wert gewonnen hat", sagt der Vermögensverwalter. "Das zeigt uns einmal mehr, wie schnell die Wende eintreten kann." Zudem hätten Anleihen einen unschlagbaren Vorteil: "Die Rückzahlung ist zu 100 Prozent garantiert, wenn der Emittent bei Fälligkeit nicht zahlungsunfähig ist", so Buckard. "Selektion und Achtsamkeit sind also auch hier Trumpf." (fp)