Auf der Währungsseite hat das britische Pfund naturgemäß stark unter dem Brexit-Referendum gelitten. Als in der Nacht des Referendums die Hoffnungen auf ein Verbleib-Votum stiegen, bewegte sich das Pfund Sterling noch einmal auf 1,50 gegenüber dem US-Dollar. Aber seitdem ist es um rund 15 Prozent gefallen. "Der insgesamt schwächere Ausblick für die britische Wirtschaft, die lockere Geldpolitik und das Leistungsbilanz- und Haushaltdefizit des Vereinigten Königreichs dürften dazu beitragen, das Pfund weiter zu schwächen", sagt Nick Peters, Multi-Asset-Fondsmanager bei Fidelity International.

"FTSE scheint historisch gesehen teuer bewertet"
In seinen beiden Multi-Asset-Fonds Fidelity Vermögensverwaltung defensiv und moderat geht Peters deshalb long auf den FTSE 100 und short auf den FTSE 250. Diese Positionen sollten seiner Ansicht nach vom Ergebnis des Referendums profitieren, da ein schwächeres Pfund den Wert der Gewinne der FTSE-100-Unternehmen im Ausland in die Höhe treiben dürfte – diese machen immerhin gut 75 Prozent der Gewinne des Index aus. "Der FTSE 250 hat dagegen ein höheres Exposure in das Vereinigte Königreich und dürfte eher nachgeben, da die britische Wirtschaft in Folge des Brexit-Votums geschwächt ist und Investitionen nachlassen", sagt Peters. "Wir beobachten bereits jetzt, dass Investitionen in das Vereinigte Königreich zurückgestellt werden, und der FTSE scheint historisch gesehen teuer bewertet."

Rohstoffe beimischen, um vom schwachen Ölpreis zu profitieren
Rohstoffe haben sich in Folge des Brexit-Referendums weder in die eine noch in die andere Richtung besonders stark entwickelt. Sie haben sich seitwärts bewegt, obwohl sie immer noch eine der Anlageklassen mit der besten Wertentwicklung seit Jahresbeginn sind. Peters hat zuletzt in seinen beiden Multi-Asset-Porfolios Rohstoffe beigemischt, um vom schwächeren Ölpreis zu profitieren.

"Rhetorik der Verhandlungen wird Ängste schüren"
"Ich gehe davon aus, dass sich der Brexit mittelfristig stärker auf die Finanzmärkte und die Anlagepolitik auswirken wird. Was wir momentan sehen, ist nur die Ruhe vor dem Sturm", so der Fidelity-Experte. Sowohl das Vereinigte Königreich als auch die Europäische Union seien nun dabei, ihre Verhandlungspositionen auszuarbeiten.

Auch das Timing der Verhandlungen spiele eine kritische Rolle – weder die französische noch die deutsche Regierung würden das Thema Brexit in ihren Wahlkämpfen 2017 aufnehmen wollen. "Die Verhandlungen werden mindestens zwei Jahre dauern, und der Prozess wird nicht reibungslos verlaufen – auch wenn das Ergebnis am Ende für beide Seiten akzeptabel ausfallen dürfte", meint Peters. "Allerdings gehe ich davon aus, dass gerade die Rhetorik der Verhandlungen in den kommenden beiden Jahren die Ängste der Märkte in Bezug auf die europäische Integration schüren dürfte." (mb)