Der milliardenschwere Investor Bill Ackman hat seine Wette gegen US-Staatsanleihen angesichts steigender globaler Risiken aufgelöst. Bill Gross, Mitbegründer des Bond-Riesen Pimco, kauft in Erwartung einer Rezession jetzt kurzfristige Zins-Futures.

Am Montag (23.10.) war die zehnjährige Rendite kurzzeitig auf den höchsten Wert seit 16 Jahren gestiegen, doch parallel zu den Äußerungen der Starinvestoren kam eine rasante Trendwende. Die Rendite 30-jähriger Treasuries fiel, nachdem sie zuvor einen Höchststand von 5,18 Prozent erreicht hatte. Jene zehnjähriger Anleihen sank, nachdem sie erstmals seit 2007 über fünf Prozent gelegen hatte. Wenn die Kurse am Rentenmarkt nachgeben, steigen bei den Papieren spiegelbildlich die Renditen auf Endfälligkeit – und umgekehrt.

Ausverkaufs-Höhepunkt erreicht?
Es bleibt abzuwarten, ob die Kapitulation der beiden prominenten Bären den Höhepunkt des aktuellen Ausverkaufs bei Anleihen markiert. Einige Marktbeobachter halten einen Anstieg der zehnjährigen Renditen in Richtung sechs Prozent für nicht ausgeschlossen.

Es gibt jedoch auch Anzeichen für einen umfassenderen Stimmungsumschwung an den Märkten. Der Fed-Chairman Jerome Powell signalisierte in der vergangenen Woche, dass erhöhte langfristige Anleiherenditen "am Rande" den Druck für eine straffere Geldpolitik vermindern. Wachsende Befürchtungen, dass sich der Krieg zwischen Israel und der Hamas ausweiten könnte, veranlassten die Anleger ebenfalls zur Suche nach Sicherheit.

"Mantra von gestern"
"Es gibt zu viele Risiken in der Welt, um bei den derzeitigen langfristigen Anleiherenditen short zu bleiben", schrieb Ackman, der Gründer von Pershing Square Capital Management, auf X, dem früheren Twitter. "Die Wirtschaft verlangsamt sich schneller, als die jüngsten Daten vermuten lassen." Gross wiederum schrieb, dass "'länger höher' das Mantra von gestern" sei.

Ackman hatte Anfang August bekanntgegeben, dass er mit Optionen auf Kursverluste bei 30-jährigen Treasuries spekuliert – sowohl als Absicherung für seine Aktienanlagen als auch als eigenständige Wette. Strukturelle Veränderungen wie die Deglobalisierung und die Energiewende würden zu einem anhaltenden Inflationsdruck führen, sagte er seinerzeit, während die wachsenden US-Haushaltsdefizite ebenfalls die Renditen in die Höhe treiben könnten. Die Renditen 30-jähriger Anleihen sind seit Ende Juli um fast 100 Basispunkte gestiegen.

Gross, der einstige "Anleihekönig", der 2019 offiziell in den Ruhestand ging, setzt jetzt auf sogenannte Secured-Overnight-Financing-Rate-Futures mit Fälligkeit im März 2025 – eine Wette, die sich auszahlt, wenn die kurzfristigen Zinsen fallen. Erst Ende September hatte Gross erklärt, dass weder Anleihen noch Aktien attraktiv seien, weil die Inflation der US-Notenbank wenig Spielraum für Zinssenkungen lasse.

"Märkte werden wahrscheinlich unruhig bleiben"
Wetten gegen Treasuries haben sich zuletzt als lukrativ erwiesen. Der Bloomberg Global Agg Treasuries Index, der den Treasury-Markt abbildet, ist seit Jahresbeginn um 4,8 Prozent gefallen. Schon 2022 hatte er einen Rekordverlust von 17 Prozent verzeichnet.

"Die Märkte werden wahrscheinlich unruhig bleiben, denn es ist ungewiss, wie genau die Wechselbeziehungen zwischen Wachstum, Zinssätzen und der US-Notenbank derzeit funktionieren”, schrieb Jason Draho, Leiter Asset Allocation Americas bei UBS Global Wealth Management, in einer Mitteilung an Kunden. (mb/Bloomberg)