Mehr als zehn Millionen Bundesbürger besaßen im vergangenen Jahr Aktien, sei es direkt oder indirekt über Fonds. Das sind so viele wie seit 2007 nicht mehr, geht aus einer Umfrage des Deutschen Aktieninstituts (DAI) hervor – und zeigt, dass sich mittlerweile selbst die sparbuchtreuen Deutschen an Wertpapierinvestments herantrauen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Diese Entwicklung lässt sich auf zwei Arten deuten. Einerseits ist sie positiv: Endlich nutzt zumindest ein relevanter Teil der Bundesbürger die Chancen von Aktieninvestments. Andererseits lässt sie sich auch als Warnzeichen verstehen: 2007, als ähnlich viele Privatanleger Aktien und Aktienfonds besaßen, nahm die globale Finanzkrise ihren Lauf – und vernichtete ein Milliardenvermögen, das eigentlich zur Altersvorsorge gedacht war. Nicht nur das: Sein absolutes Hoch hatte die Zahl der Aktionäre kurz nach der Jahrtausendwende erreicht. Der darauffolgende Börsencrash steckt vielen Anlegern heute noch in den Knochen.

Zwei Gründe sprechen gegen den schnellen Crash
Vielleicht war die plötzliche Korrektur an der Wall Street Anfang Februar schon ein Vorzeichen für den nächsten Crash – ausgerechnet jetzt, wo sich viele Sparer erstmals an die Börse gewagt hatten. Ganz ausgeschlossen ist das nicht, doch die Wahrscheinlichkeit ist zum Glück nicht sonderlich hoch, und das aus zwei Gründen.

Erstens pumpen die Anleger kein Geld an die Börse, weil sie auf schnell steigende Kurse hoffen. In der breiten Bevölkerung herrscht keinerlei Aktieneuphorie. Vielmehr investieren sie aus der Erkenntnis heraus, dass mit Zinspapieren und auf dem Sparbuch in den kommenden Jahren kein Geld zu verdienen sein wird.

Zweitens setzen viele Sparer auf Mischfonds. Der DAI-Umfrage zufolge ist die Zahl der Anleger mit gemischten Fonds im vergangenen Jahr um rund 836.000 gestiegen, was dem größten Zuwachs seit 2001 entspricht. Multi-Asset-Portfolios puffern das Auf und Ab der Aktienmärkte ab, im Idealfall steuert der Manager die Risiken so, dass die Schwankungen auch für konservative Anleger erträglich bleiben.

Funktioniert die Aufklärung, wird der Mut belohnt
Hinzu kommt der Trend zu Sparplänen: Die wenigsten Aktien-Neulinge schichten große Summe auf einen Schlag vom Sparbuch an die Börse um. Vielmehr legen sie Monat für Monat Geld zur Seite, das sie nicht morgen, sondern erst in vielen Jahren benötigen.

Gute Anlageberater vermitteln ihren Kunden, dass sie Rückschläge durchstehen müssen, um am Aktienmarkt langfristig Erfolg zu haben. Solange diese Aufklärung funktioniert, wird der Mut der Sparer belohnt werden, statt auf ein Ende der Rally hinzudeuten. Die Hausse stirbt bekanntlich in der Euphorie.