Bruno Crastes und seine Kollegen von H2O Asset Management haben mit ihren Fonds hervorragende Ergebnisse erzielt. Ihr Global-Macro-Portfolio H2O Allegro beispielsweise legte in den vergangenen fünf Jahren um sagenhafte 18,3 Prozent per annum zu. Kein Wunder, dass immer mehr Investoren auf den Fonds aufmerksam wurden, was das Volumen auf mehr als zwei Milliarden Euro trieb. Der H2O-Mutterkonzern Natixis gehörte im vergangenen Jahr zu Europas absatzstärksten Asset Managern, auch dank der hohen Zuflüsse in die Crastes-Fonds.

Doch nun fiel ein Schatten auf das Erfolgsteam aus London: Der Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT) zufolge hielten die H2O-Fonds zum Teil illiquide Papiere von Firmen aus dem Umfeld des schillernden Unternehmers Lars Windhorst. Morningstar setzte sein Rating für den Allegro aus, Investoren wurden skeptisch und trennten sich von Anteilen der betroffenen Fonds. H2O reagierte prompt, verkaufte einen Teil seines Engagements und bewertete den restlichen Bestand neu, was in den Fonds für einen Abschlag von drei bis sieben Prozent sorgte.

Bewahren die Fondsanleger die Ruhe, ist der Spuk womöglich schnell vorbei. Dann bleibt im Chart der H2O-Portfolios nur ein kleiner Rücksetzer, den Crastes und seine Kollegen schnell wieder aufgeholt haben. Doch es besteht die Gefahr, dass sich zahlreiche weitere Anleger von ihren Anteilen trennen möchten – und die Fonds damit erst Recht unter Druck bringen, weil sie hektisch Papiere unter ihrem eigentlichen Wert abstoßen müssen.

Was haben illiquide Investments in offenen Fonds zu suchen?
Wer trägt die Schuld an dieser Misere? Die FT und andere Medien, die deren Recherchen weiterverbreiten? Das zumindest meinen manche Investoren, die zutiefst vom Können der H2O-Manager überzeugt sind. Doch es wäre zu einfach, die Überbringer der schlechten Nachricht verantwortlich zu machen – sie haben die Anlageentscheidung schließlich nicht gefällt. Dass viele Fondsanleger überrascht waren, wie stark sich H2O bei Windhorst engagiert hat, zeigt, dass der Asset Manager seinen Kunden dieses Investment offensichtlich nicht gut genug erklärt hatte. Die Aufklärungsarbeit erfolgt nun nachträglich, aus der Defensive heraus. Diese Situation hätte sich H2O sparen können – mit einer offeneren Kommunikation im Vorfeld.

Die grundlegende Frage ist allerdings eine andere: Was haben illiquide Investments in offenen Publikumsfonds zu suchen? Klar: Laut EU-Fondsrichtlinie dürfen Ucits-Fonds bis zu zehn Prozent ihres Vermögens in Wertpapiere investieren, die nicht an einer Börse oder einem anderen organisierten Markt gehandelt werden. Es ist also völlig legal, dass ein Portfoliomanager das Geld seiner Kunden zum Teil in Privatplatzierungen steckt. Doch ist es auch legitim?

Die Strategie geht schnell nach hinten los
Ein offener Publikumsfonds hat für Anleger den Charme, dass sie ihre Anteile jederzeit verkaufen können. Ist ihr Geld in illiquiden Assets gefangen, funktioniert das nicht. Am deutlichsten hat sich das vor gut zehn Jahren gezeigt, als zahlreiche offene Immobilienfonds in die Abwicklung geschickt werden mussten, weil die Anleger schneller ihr Geld zurückhaben wollten, als die Asset Manager die Fondsobjekte veräußern konnten. In außergewöhnlichen Situationen kann das auch bei Wertpapierfonds passieren: Während der Finanzkrise beispielsweise mussten zeitweise manche Schwellenländeranleihenfonds eingefroren werden, weil es für die Papiere keinen Markt gab.

Investiert ein Fondsmanager von vornherein in Aktien oder Schuldverschreibungen, die an keiner Börse notiert sind, setzt er seine Anleger einer solchen Gefahr allerdings bewusst aus – und nicht nur in einer Finanzkrise. Scheint die Sonne, mag er mit solchen Engagements die Rendite für seine Kunden aufpeppen, doch sobald erste Wolken aufziehen, kann diese Strategie schnell nach hinten losgehen: Kommt es zu Rückgaben in großem Stil, sitzt er nämlich auf Papieren, die er nicht zu einem angemessenen Preis loswird.

Investments in illiquide Papiere haben selbstverständlich ihre Berechtigung. Aus den genannten Gründen sind offene Publikumsfonds dafür allerdings nur sehr bedingt geeignet. Asset Manager, die entsprechende Strategien verfolgen, sollten daher explizit auf die zusätzlichen Risiken hinweisen – nicht nur im Kleingedruckten. Das gilt auch für die Anlageberater, die diese Fonds empfehlen. Ihre Kunden müssen wissen, dass die Aussicht auf ein Renditeplus mit Risiken verbunden ist, die sie von offenen Publikumsfonds nicht erwartet hätten.