Die Idee hinter den Indexpolicen klingt verlockend: Läuft es an der Börse rund, hat der Kunde zumindest zum Teil an den Gewinnen teil – bricht der Markt ein, bleiben ihm dagegen Verluste erspart. Doch die Kunden bezahlen für diese Sicherheit einen Preis, der häufig unterschätzt wird: Die Policen sind oft so konstruiert, dass ein einziger schlechter Börsenmonat die Rendite eines ganzen Jahres auffressen kann.

Um das zu verstehen, ist wichtig, den grundlegenden Mechanismus hinter den Policen zu kennen. Der Kunde legt Jahr für Jahr fest, wie seine Überschüsse verwendet werden sollen. Entscheidet er sich für die Indexpartizipation, hat er an der Performance des entsprechenden Börsenbarometers teil, aber eben nicht eins zu eins. Entscheidend ist die Summe der monatlichen Performances. Bei Policen mit Cap wird die monatliche Indexentwicklung nach oben gekappt. Üblich ist ein Wert bei rund zwei bis vier Prozent – anders ließen sich die dafür nötigen Derivate nicht finanzieren. Ein Verlustmonat dagegen wird voll angerechnet.

An der Börse geht es eher selten ruhig zu
Dieser Mechanismus ist in ruhigen Börsenjahren unproblematisch, dann entspricht die Summe der monatlichen Wertentwicklungen auch mit Cap in etwa der Jahresperformance und darf daher als nachvollziehbar gelten. Doch an der Börse geht es bekanntlich eher selten ruhig zu.

Das beste Beispiel liegt gerade hinter uns. Unter dem Strich war das vergangene Börsenjahr gar nicht so schlecht: Der S&P 500 legte um 2,6 Prozent zu und schloss auf Rekordhoch. Beim MSCI World betrug das Plus 3,5 Prozent, beim Dax sogar 3,6 Prozent. Doch die monatlichen Schwankungen waren bekanntlich enorm: Im Februar verlor der Dax 8,4 Prozent, im März sogar 16,4 Prozent. Bei einer Indexpolice mit Cap schlagen diese Verluste voll zu Buche, nicht jedoch die Erholungsrally, die den Dax allein im April 9,3 Prozent steigen ließ – von den sagenhaften 15 Prozent im November ganz zu schweigen. Bei einem Kunden mit entsprechender Police kommen für 2020 unter dem Strich also keine 3,6 Prozent Rendite an, sondern genau null.

Das Enttäuschungspotenzial ist zu hoch
Passiert einem Kunden das nur einmal, ist das verschmerzbar. Doch leider gehören heftige Kursrücksetzer an der Börse zum Alltag. Das letzte Mal, dass ein – im Rückblick vergleichsweise kleiner Crash – den Inhabern von Indexpolicen den Ertrag verhagelt hatte, liegt gerade mal zwei Jahre zurück. Darum ist es nur konsequent, dass einige Versicherer ihre Tarife mit Cap vom Markt nehmen (FONDS professionell ONLINE berichtete). Das Risiko enttäuschter Erwartungen ist bei diesen Konstruktionen schlicht zu hoch.