Die Meldung machte hierzulande nicht viele Schlagzeilen, doch ignorieren sollte sie die Branche nicht: Der US-Zahlungsdienstleister Paypal mit seinen weltweit mehr als 200 Millionen Nutzern kooperiert in den Vereinigten Staaten ab sofort mit dem Robo-Berater Acorns.
Das Fintech ist auf sogenannte Mikroinvestments spezialisiert. Acorns rundet Beträge beim Einkaufen auf und investiert diese winzigen Summen in Aktien und Anleihen. Zur Wahl stehen fünf ETF-Portfolios für Anleger mit unterschiedlicher Risikoneigung. Das Versprechen: Kunden legen automatisch Geld zur Seite, ohne sich darum kümmern zu müssen – und bauen über die Jahre ein kleines Vermögen auf. Möglich sind außerdem Sparpläne und Einmalanlagen zwischen fünf und 50.000 Dollar.

Acorns ging 2014 an den Start und hat in den USA nach eigenen Angaben schon 2,4 Millionen Kunden. Die App lässt sich nun auch bei Zahlungen mit Paypal nutzen. Nicht nur das: Sobald die Konten verknüpft sind, können Kunden direkt über ihren Paypal-Account ihr Acorns-Depot checken und Investments tätigen. Paypal hat Interesse daran, dass die Zusammenarbeit fruchtet: Das Unternehmen beteiligte sich im vergangenen Jahr an einer Finanzierungsrunde des Start-ups – ist also nicht nur Kooperationspartner, sondern sitzt geschäftsseitig mit im Boot.

Der Eintritt des Silicon Valley in die Welt der Geldanlage
Hinter dieser Meldung steckt mehr als eine schlichte Zusammenarbeit zweier innovativer Unternehmen. Es ist der Eintritt des Silicon Valley in die Welt der Geldanlage. Kürzlich erst zeigte eine Umfrage, dass sich 60 Prozent aller Bankkunden in den USA vorstellen könnten, Finanzprodukte eines Technologiekonzerns zu nutzen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Die Angst, dass Unternehmen wie Amazon, Google oder Facebook die Welt der Geldanlage durchschütteln könnten, ist seit Jahren groß. Doch bislang hielten drei Punkte sie davon ab: Erstens die Tatsache, dass es für die Internetgiganten bislang noch genügend andere, näherliegende Wachstumsfelder gibt, die leichter abzuernten sind. Zweitens die Regulierung, die eine durchaus hohe Markteintrittsbarriere darstellt. Und drittens das Wissen, dass ein guter Ruf schnell ruiniert ist, wenn ein Geldanlageprodukt floppen sollte. Dieses Risiko hatte das Silicon Valley bislang gescheut.

Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei, wie der Vorstoß von Paypal zeigt. Die Einschläge kommen näher.