Für Branchenbeobachter, die ein wenig mit Excel umgehen können, ist die BVI-Investmentstatistik eine wahre Fundgrube: Welche Anbieter müssen gerade hohe Abflüsse hinnehmen – und an welchen Produkten liegt das? Sind die einstigen Topseller immer noch der Renner im Vertrieb? Wer bietet vor allem Aktienfonds an, wer hat sich auf Renten spezialisiert? Und was bleibt von den hohen Zuflüssen eigentlich übrig, wenn man ETFs außen vor lässt? Solche Fragen lassen sich mit dem umfangreichen Zahlenwerk des Fondsverbands problemlos beantworten.

Doch diese Zeiten sind ein Stück weit vorbei. Der BVI veröffentlicht seine Erhebung ab sofort nur noch einmal pro Quartal, und Zahlen zu einzelnen Anbietern und die Einzelfondsstatistik gibt es bloß noch auf Anfrage (FONDS professionell ONLINE berichtete). Die Begründung klingt zunächst bizarr: Die Maßnahme soll helfen, die Statistik zu verbessern – und so die Transparenz am Markt zu erhöhen. Bitte? Mehr Transparenz durch weniger Zahlen? Wie kann das sein?

Nicht ganz zu Ende gedacht
Die Logik erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Der BVI erhebt die Daten zwar weiterhin monatlich, stellt das komplette Zahlenwerk aber nur noch den Häusern zur Verfügung, die ihre Daten auch fleißig einliefern. Alle anderen müssen mit der abgespeckten Quartalsversion vorlieb nehmen. Das soll Transparenzverweigerer dazu ermuntern, an der Erhebung teilzunehmen.

Gut möglich, dass das Kalkül des BVI aufgeht. Es ist ein wenig wie beim Schwarzfahren: Ein Ticket löst nur, wer weiß, dass sonst Sanktionen drohen. Ganz zu Ende gedacht ist der Schritt allerdings nicht. Denn wie reagiert der Verband, wenn er sein Ziel erreicht hat, weil alle relevanten Fondsanbieter an seiner Erhebung teilnehmen? Werden die Zahlen dann wieder monatlich in voller Pracht veröffentlicht? Wohl kaum, denn dann würden die ersten Gesellschaften wieder beginnen, ihre Zahlen für sich zu behalten – es hätte ja keinen Nachteil für sie. Der erhoffte Qualitätsfortschritt wird daher mit einem Rückschritt an Aktualität und Datentiefe für die Öffentlichkeit erkauft.

Gegen Schwarzfahren helfen keine warmen Worte
Trauriger als diese Erkenntnis ist allerdings ein anderer Punkt: Der Schritt des BVI zeigt, dass manche Mitglieder offensichtlich noch nicht erkannt haben, welchen Wert die Arbeit des Verbandes für ihr Geschäft hat. Ohne den BVI hätten die Anbieter die Berliner und Brüsseler Regulierungswut mit einer ganz anderen Wucht zu spüren bekommen. Für seine Lobbyarbeit ist der Verband allerdings auf valide Daten angewiesen. Schon heute fehlen schätzungsweise 200 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen in der Statistik. Erodiert das Zahlenwerk weiter, schmälert das die künftige Verhandlungsposition des BVI.

Mit bloßen Appellen war den Transparenzverweigerern leider nicht beizukommen, daher mussten die Sanktionen her. Auch gegen Schwarzfahren helfen bekanntlich keine warmen Worte.