Sollten Finanzberater ihre Kunden vor Bitcoin-Käufen warnen?
FONDS professionell-Herausgeber Gerhard Führing über den zweifelhaften Wert von Kryptowährungen – und das richtige Verhalten inmitten der Blase.
Was ist eine Unze Gold wert? Derzeit rund 1.300 US-Dollar, es waren aber schon einmal 260 US-Dollar (1999). Was ist ein Bitcoin wert? Am Abend des 4. September etwa 4.300 US-Dollar, einige Stunden davor waren es noch 4.750 US-Dollar gewesen. Die erste mit Bitcoin bezahlte und heute berühmte Pizza kostete 2010 aber noch 10.000 Einheiten der elektronischen Währung, was heißt, dass ein Bitcoin damals mit 0,002 Dollar bewertet wurde.
Worin besteht der Unterschied zwischen dem Edelmetall und der Kryptowährung? Nun, Gold kann man angreifen und in einen Tresor legen – und es ist seit Jahrtausenden einigermaßen wertbeständig. Bei Bitcoin muss man schon froh sein, wenn man das theoretische Konzept dahinter versteht.
Taxifahrer und Friseure geben Anlagetipps
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Blockchain-Technologie in Zukunft in verschiedenen Bereichen eine wichtige Rolle spielen wird. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass Kryptowährungen eine große Zukunft haben. Trotzdem ist es heute völlig unmöglich, den "Wert" von Bitcoins und ähnlichen Konzepten zu beziffern.
Relativ sicher ist hingegen, dass wir es mit einer Kryptowährungs-Blase zu tun haben. Bei Aktien weiß man, dass es Zeit wird, das Weite zu suchen, wenn Taxifahrer und Friseure Anlagetipps geben. Und an diesem Punkt sind wir derzeit beim Blockchain-Geld: Auch Menschen, die sich sonst nicht mit Finanzthemen befassen, interessieren sich aktuell dafür.
Wenn eine Sache stark nachgefragt wird, nur weil ihr Preis längere Zeit stark gestiegen ist, hat man es mit einer Spekulationsblase zu tun. Und die endet, wenn es keine weiteren potenziellen Käufer mehr gibt. Wir wissen nicht, wann das im Fall von Bitcoin & Co. der Fall sein wird. Man darf aber unterstellen, dass viele "Investoren" ihre Engagements nicht als langfristige Vermögensdiversifikation betrachten, sie hoffen, schnell hohe Gewinne zu erzielen. Und beim ersten ernstzunehmenden Hinweis darauf, dass der Trend bricht, werden sie diese Gewinne realisieren wollen – und zwar in Gestalt gesetzlicher Zahlungsmittel wie Euro, US-Dollar oder Yen. Das am 4. September ausgesprochene Initial-Coin-Offering-Verbot in China könnte bereits der Auslöser dieser Trendwende sein.
Ein sehr schnell fahrender Zug
Sollte ein Finanzberater nun Kunden, die heute noch kaufen wollen, davon abraten? Nicht unbedingt, denn der Höhenflug kann durchaus noch weiter gehen. Der Finanzexperte und Börsenbriefautor Robert Rethfeld (Wellenreiter.de) hatte bereits 2011 auf eine möglicherweise entstehende Blasenbildung hingewiesen – bei einem Kurs von rund 15,68 US-Dollar. Und er hat die danach ablaufende Entwicklung seinerzeit erstaunlich präzise vorhergesagt. Hält der bisherige Trend an, dann, so Rethfeld, könnten wir schon bald 10.000 US-Dollar pro Bitcoin sehen. Andere Stimmen kündigen noch viel höhere Preise an.
Man stelle sich nur vor, man rät jemandem vom Bitcoin-Kauf ab, und der Wert steigt anschließend noch einmal um 1.000 Prozent… Man sollte allerdings Anleger, die einsteigen wollen, darauf hinweisen, dass sie auf einen sehr schnell fahrenden Zug aufspringen, dass die Preisanstiege fundamental nicht zu begründen sind – und dass sie jederzeit mit extrem hohen Verluste rechnen müssen.
Kommentare
Totalverlustrisiko und Chance
AntwortenWenn man in Cryptowährungen anlegen will (bewußt nicht nur Bitcoin), sollte man sich der Risiken bewusst sein. Nicht nur (sehr) große Volatilität sondern auch (sehr) starke Spekulation machen diesen Bereich höchst riskant (von einer Überhitzung oder Blasenbildung rede ich da noch gar nicht). Trotz etlicher guter Argumente für Cryptowährungen (z.B. Angebot-Nachfrage-Regelung statt Zentralbanken die Fiat-Money schöpfen), ist und bleibt es eine Spekulation mit Totalverlustrisiko! Sollte man nun Interessenten vom Kauf abhalten? Hier möchte ich Herrn Führing zustimmen: Nein, aber der potentielle Kunde muss über die Risiken aufgeklärt sein oder werden, ehe er mit "Spielgeld" mitmachen „darf“. Viele "zocken" ohnehin ohne Beratung, jene die aber einen Vermögensberater konsultieren, sollten dort auch Lösungen angeboten bekommen, die der Markt vielleicht so (noch) nicht bietet. Sinnvoll wäre etwa ein Crypto-Sparplan, wo etwa eine monatliche Einzahlung auf 10 oder mehr Cryptowährungen aufgeteilt wird. Bei der aktuellen Volatilität der am stärksten kapitalisierten Cryptowährungen (also auch jene mit dem vermutlich relativ geringeren Risiko) und der nach wie vor großen Wahrscheinlichkeit auf Kursgewinne, ist ein Sparplan (wieder) sehr sinnvoll. Ob man den Sparplan mit oder ohne Bitcoin erstellt, ist dann eher ein Randthema. Natürlich soll man vergangene Renditechancen nicht in die Zukunft extrapolieren, aber wer hat schon mitbekommen, dass die 10 meistkapitalisierten Cryptowährungen (inkl. Bitcoin) bei gleich verteilter Anfangsinvestition im ersten Halbjahr 2017 im Durchschnitt etwa 18% am Tag geschafft haben. Das bedeutet dass aus 1.000,- (jeweils 100,- je Cryptowährung) insgesamt etwa 34.000,- geworden sind(!). Ja es ist Spekulation, ja es ist hohes Risiko! Ein bißchen weiter gerechnet: Wenn man 2014/15 mit je 100,- in die verbreitetsten Cryptocoins eingestiegen wäre (z.B. Ethereum war erst ab 2015 ein Thema), so hätte man – analog zum vorigen Beispiel – mit insgesamt 1.000,- bis Ende Mai 2017 etwa 18.400%(!) Wertzuwachs erreicht (das sind ca. 184.000,-)! Nochmals: Spekulation bei sehr hohem Risiko, aber auch eine Chance, um mit relativ wenig Einsatz tolle Gewinne lukriieren zu können. Aus diesen Gründen erachte ich für risikofreudige Anleger eine (geringfügige) Beimischung von Cryptocoins als sinnvoll, den Sparplangedanken für besonders charmant. Wer hierzu mehr Infos will bzw. an einer Vernetzung mit gleichgesinnten Kollegen Interesse hat, möge mich bitte kontaktieren: cryptosparplan@gmail.com Michael Hantsch, MBA
hantsch am 06.09.17 um 22:51Totalverlustrisiko und Chance
AntwortenWenn man in Cryptowährungen anlegen will (bewußt nicht nur Bitcoin), sollte man sich der Risiken bewusst sein. Nicht nur (sehr) große Volatilität sondern auch (sehr) starke Spekulation machen diesen Bereich höchst riskant (von einer Überhitzung oder Blasenbildung rede ich da noch gar nicht). Trotz etlicher guter Argumente für Cryptowährungen (z.B. Angebot-Nachfrage-Regelung statt Zentralbanken die Fiat-Money schöpfen), ist und bleibt es eine Spekulation mit Totalverlustrisiko! Sollte man nun Interessenten vom Kauf abhalten? Hier möchte ich Herrn Führing zustimmen: Nein, aber der potentielle Kunde muss über die Risiken aufgeklärt sein oder werden, ehe er mit "Spielgeld" mitmachen „darf“. Viele "zocken" ohnehin ohne Beratung, jene die aber einen Vermögensberater konsultieren, sollten dort auch Lösungen angeboten bekommen, die der Markt vielleicht so (noch) nicht bietet. Sinnvoll wäre etwa ein Crypto-Sparplan, wo etwa eine monatliche Einzahlung auf 10 oder mehr Cryptowährungen aufgeteilt wird. Bei der aktuellen Volatilität der am stärksten kapitalisierten Cryptowährungen (also auch jene mit dem vermutlich relativ geringeren Risiko) und der nach wie vor großen Wahrscheinlichkeit auf Kursgewinne, ist ein Sparplan (wieder) sehr sinnvoll. Ob man den Sparplan mit oder ohne Bitcoin erstellt, ist dann eher ein Randthema. Natürlich soll man vergangene Renditechancen nicht in die Zukunft extrapolieren, aber wer hat schon mitbekommen, dass die 10 meistkapitalisierten Cryptowährungen (inkl. Bitcoin) bei gleich verteilter Anfangsinvestition im ersten Halbjahr 2017 im Durchschnitt etwa 18% am Tag geschafft haben. Das bedeutet dass aus 1.000,- (jeweils 100,- je Cryptowährung) insgesamt etwa 34.000,- geworden sind(!). Ja es ist Spekulation, ja es ist hohes Risiko! Ein bißchen weiter gerechnet: Wenn man 2014/15 mit je 100,- in die verbreitetsten Cryptocoins eingestiegen wäre (z.B. Ethereum war erst ab 2015 ein Thema), so hätte man – analog zum vorigen Beispiel – mit insgesamt 1.000,- bis Ende Mai 2017 etwa 18.400%(!) Wertzuwachs erreicht (das sind ca. 184.000,-)! Nochmals: Spekulation bei sehr hohem Risiko, aber auch eine Chance, um mit relativ wenig Einsatz tolle Gewinne lukriieren zu können. Aus diesen Gründen erachte ich für risikofreudige Anleger eine (geringfügige) Beimischung von Cryptocoins als sinnvoll, den Sparplangedanken für besonders charmant. Wer hierzu mehr Infos will bzw. an einer Vernetzung mit gleichgesinnten Kollegen Interesse hat, möge mich bitte kontaktieren: cryptosparplan@gmail.com Michael Hantsch, MBA
hantsch am 06.09.17 um 21:54