Diese Nachricht wird in der Finanzvertriebsbranche für viele Diskussionen sorgen: Die BBG wird mit Abstand größter Aktionär der BCA (FONDS professionell ONLINE berichtete). Doch was möchte ein Messeveranstalter und Fachverlag mit einer Beteiligung an einem Maklerpool anfangen?

Hinter der Transaktion steht allem Anschein nach ein Masterplan, aus dem, so er denn aufgeht, die BCA gestärkt hervorgehen sollte. Scheitert das Ansinnen jedoch, sieht der Maklerpool einer ungewissen Zukunft entgegen.

Die BBG als "Zwischenhändler"
Doch von vorne: Schon heute halten fünf Versicherer jeweils knapp zehn Prozent der BCA-Aktien. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es seit Jahren, weitere Produktanbieter an Bord zu holen. Denn klar ist: Mit jedem weiteren Versicherer oder Fondshaus nimmt die Unabhängigkeit des Pools zu. Wer nur einen Anbieter als Ankeraktionär hat, wird schnell als reiner Vertriebsapparat wahrgenommen. Wer 20 an Bord hat, kann glaubhaft versichern, seinen Vermittlern die gesamte Produktpalette anbieten zu können, ohne einzelne Spieler bevorzugt zu behandeln. Auch Kapitalmaßnahmen für weitere Investitionen sind mit einer breiten Aktionärsbasis leichter möglich als mit einem Ankeraktionär, der zögert, Geld nachzuschießen.

BCA-Gründer Jens Wüstenbecker ist in einem Alter, in dem er darüber nachdenken muss, wie er sein Vermögen loseisen kann. Außerdem hat er mit der IWM Software ein weiteres Unternehmen, das seine Expertise und sein Engagement bindet. Wüstenbecker ist es schon vor Jahren gelungen, kleinere Aktienpakete an fünf Versicherer zu verkaufen. Dem Vernehmen nach hatte er schlicht keine Lust, zig Verhandlungen mit weiteren Anbietern zu führen. Die Konzerne möchten ohnehin nur Anteile von knapp unter zehn Prozent erwerben, weil sie die BCA sonst in ihren Büchern konsolidieren und in ihr Risiko-Controlling einbinden müssten, was sich für eine vergleichsweise kleine Beteiligung nicht lohnen würde. Außerdem stünde bei mehr als zehn Prozent der Aktien wegen der BCA-eigenen BfV Bank für Vermögen ein aufwendiges Inhaberkontrollverfahren durch die Bafin an.

Wüstenbecker hat nun den für ihn einfacheren Weg gewählt: Er reicht seine Anteile an die BBG als "Zwischenhändler" weiter, die nun branchenweit nach Investoren sucht. Er holt damit mutmaßlich nicht den letzten Cent aus seiner Beteiligung raus, kommt dafür aber schneller und vor allem müheloser an sein Geld.

Wer möchte in einen Maklerpool investieren?
Bleibt die Frage, ob es überhaupt möglich ist, weitere Versicherer oder Fondsanbieter als Investoren zu gewinnen. Mit Blick auf die akuten Probleme insbesondere der Assekuranz erscheint das zunächst unrealistisch. Andererseits ist die BCA wieder profitabel – sie kann also Dividende zahlen. Außerdem ist das Unternehmen dank der konzerneigenen Bank mit Blick auf die kommende Regulierung gut aufgestellt.

Dazu kommt das Wiederaufleben eines Phänomens, das zwischenzeitlich vergessen schien: Glaubt man Berichten aus der Branche, verlangen immer mehr Finanzvertriebe und Maklerpools wieder "Regalgebühren" oder "Marketingzuschüsse", die ein Versicherer oder Fondsanbieter zahlen muss, damit er auf der entsprechenden Plattform attraktiv präsentiert wird. Eine Beteiligung an einem Maklerpool kann perspektivisch also auch dazu dienen, sich einen günstigen Marktzugang zu sichern.

Gelingt es der BBG also, die Aktien an mehrere Produktanbieter zu verkaufen, wäre das für die BCA eine gute Nachricht. Mit zehn oder mehr kapitalstarken Minderheitsaktionären wäre das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt. Bleibt die BBG dagegen auf ihren Anteilen sitzen, stünde hinter der Zukunft des Pools ein großes Fragezeichen. Denn ein "Zwischenhändler" ist in den wenigsten Fällen bereit, ein Unternehmen strategisch weiterzuentwickeln oder gar neues Geld für Investitionen zur Verfügung zu stellen.