Eigentlich haben der Frankfurter Fondsanbieter Acatis und die Aschaffenburger Investmentboutique Gané zusammen eine einzigartige Erfolgsgeschichte geschrieben: Der 2008 aufgelegte Acatis Value Event Fonds wuchs über die Jahre hinweg zu einem der beliebtesten Mischfonds Deutschlands heran. Die Arbeitsteilung schien bestens zu funktionieren: Die beiden Gané-Gründer Uwe Rathausky und Henrik Muhle legten mit großem Geschick die Asset-Allokation fest und wählten die Einzeltitel aus, Acatis stellte die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) und kümmerte sich um den Vertrieb. Aktuell liegen acht Milliarden Euro im Fonds. Das dürfte reichen, um sowohl dem Fondsberater als auch der KVG ein auskömmliches Einkommen zu bescheren.

Doch plötzlich hat Acatis diese Zusammenarbeit beendet – und den laufenden Vertrag mit dem Haftungsdach BN & Partners Capital, unter dem Gané tätig war, per Ende März gekündigt. Fortan wird Johannes Hesche, Partner und Leiter des qualitativen Portfoliomanagements bei Acatis, den Fonds steuern. Gané hat davon Firmenangaben zufolge erst aus der Presse erfahren. Die genauen Hintergründe bleiben bisher im Dunkeln. Acatis nimmt es Gané offensichtlich übel, mit Konkurrenzprodukten um Anlegergeld zu buhlen. Gané wiederum erwidert, mit den neuen Fonds andere Zielgruppen anzusprechen.

Machtgefälle zwischen Fondsanbieter und -berater
Unabhängig davon, was genau den Ausschlag gab und welche Partei sich in welchem Aspekt zumindest unglücklich verhalten hat, wirft der Fall ein Schlaglicht auf eine für die gesamte Branche wichtige Frage: Welche Macht – und welche Sicherheit – hat eigentlich der Fondsinitiator, der Ideengeber eines Produkts? Schließlich hatte Acatis als verantwortliche KVG offensichtlich die Möglichkeit, den Anlageberater Gané aus einem Fonds zu entfernen, den dieser einst selbst wesentlich mitgestaltet hatte. Rathausky und Muhle verlieren damit nicht nur "ihren" Fonds, sondern natürlich auch erhebliche Einnahmen.

Müssen Dutzende weitere Fondsinitiatoren nun befürchten, dass ihnen Ähnliches widerfährt? Der aktuelle Fall sollte für sie zumindest Anlass genug sein, ihre Verträge zu überprüfen. Klar ist, dass eine KVG immer die Möglichkeit haben wird, das operative Fondsmanagement zu übernehmen – schließlich ist sie es, die letztlich die Verantwortung gegenüber den Anlegern trägt. Dennoch muss sich der einstige Ideengeber der KVG gegenüber nicht ausgeliefert fühlen. Es gibt Initiatoren, die sich das Recht gesichert haben, mit "ihrem" Fonds zu einer anderen Kapitalverwaltungsgesellschaft zu wechseln. Das gibt ihnen ein Stück der Macht zurück, das sie zuvor gezwungenermaßen an die KVG abgeben mussten. Diese Option hatte sich Gané beim Acatis Value Event Fonds offensichtlich nicht einräumen lassen.

Ein kleiner Trost für die Aschaffenburger: Um ihre beiden neuen Fonds müssen sich Rathausky und Muhle wohl keine Sorgen machen. Dort hat die Investmentboutique auf eine externe KVG verzichtet, sondern vielmehr eine eigene Investment-AG mit Teilgesellschaftsvermögen gegründet und nur die Verwaltung ausgelagert. So bleibt Gané der Herr im Haus.