Der Skandal um die Manipulation der Libor-Zinssätze zieht bei der Deutschen Bank weitere Kreise. So soll der Chefjurist der Deutschen Bank, Christof von Dryander, seinem Vorstandsvorsitzenden John Cryan empfohlen haben, Schadenersatzansprüche gegen Aufsichtsratschef Paul Achleitner zu prüfen. Das berichtet das Manager-Magazin in seiner neuen Ausgabe. Achleitner könnte, so heißt es weiter, gegen Vorschriften der britischen Finanzaufsicht FCA verstoßen haben. So soll der Konzern bei der Aufklärung des Skandals nicht ausreichend mit der Behörde kooperiert haben.

Hat Achleitner falsch informiert? 
Hintergrund nach Darstellung des Wirtschaftsmagazins: Im September 2013 hatte die FCA die Bank darum gebeten, ihr einen Zwischenbericht der deutschen Finanzaufsicht Bafin sowie weitere Dokumente weiterzuleiten. Achleitner habe das Management in der Folge falsch über ein Treffen mit der Bafin-Spitze informiert, so dass die Bank den Briten die Herausgabe der Dokumente schließlich verweigerte. Der Aufsichtsratschef, so das Manager-Magazin, habe nach dem Treffen intern erklärt, nicht die Bank, sondern die Bafin genehmige das Weiterleiten nicht. Die Bafin bestritt dies dann allerdings auf Anfrage aus London.

Die Deutsche Bank dementiert die Darstellung nach Auskunft eines Sprechers, den das Manager-Magazin zitiert: "Die FCA hat nicht behauptet, dass Herr Achleitner die Anweisung erteilt oder die Information weitergegeben hat, der Libor-Bericht der Bafin dürfe nicht an andere Aufsichtsbehörden herausgegeben werden."

Hohe Strafen wegen mangelhafter Kooperation
Hintergrund möglicher Schadenersatzforderungen gegen Achleitner: Die FCA hatte zuletzt eine Strafe gegen die Deutsche Bank wegen mangelnder Kooperation bei der Aufklärung um 100,8 Millionen Pfund auf insgesamt 226,8 Millionen Pfund erhöht. Auch die US-Behörden, die eine weitere Strafe von der Deutschen Bank fordern, haben diese wegen mangelnder Kooperation erhöht. An die USA muss die Bank wegen der Libor-Manipulationen insgesamt 2,2 Milliarden US-Dollar zahlen. (fp)