In Standardmärkten wie Aktien USA, Europa oder global gelingt es nur wenigen aktiven Fondsmanagern, die Vergleichsmaßstäbe nachhaltig zu übertreffen. Hier sind häufig börsengehandelte Indexfonds (ETFs) die beständigere – und zudem die günstigere Wahl. Doch in manchen Feldern können aktive Portfoliomanager ihre Stärke ausspielen und bessere Ergebnisse einfahren als die passive Konkurrenz. Dies zeigt eine Untersuchung von Ali Masarwah, neuer Leiter des Fondssupermarkts Envestor.

Masarwah bezieht sich dabei auf die Sterne-Bewertungen der Ratinggesellschaft Morningstar. Als "Daumenregel" würden diese gut anzeigen, "wo ETFs eine gute Wahl sind und wo nicht", so Masarwah, der selbst mehrere Jahre bei Morningstar als Analyst tätig war. Das Sterne-Rating fußt allein auf Kennzahlen und erfasst mehrere Zeiträume. Eine Bewertung von Analysten fließt hier nicht ein – auch keine per künstlicher Intelligenz nachgeahmten Analystenurteile wie bei anderen Ratings der Agentur aus Chicago.

Kopflastigkeit bereitet Schmerzen
"Ein ETF, der ein Fünf-Sterne-Rating aufweist, wird eine bessere Performance hingelegt haben als die meisten aktiv verwalteten Fonds der Kategorie", erläutert der Experte. "Ein Ein-Sterne-Rating signalisiert dagegen, dass ETFs in einer Kategorie keine gute Lösung sind und dass Anleger mit aktiv verwalteten Fonds besser fahren." Demnach weisen ETFs bei Immobilienaktien, bei einigen Schwellenländern sowie bei Nebenwerten im Schnitt ein Morningstar-Rating von weniger als drei Sternen auf.

Zu den Schlusslichtern zählt die Kategorie Immobilienaktien Eurozone. Hier weisen ETFs im Schnitt nur zwei Sterne auf. "Seit der Zinswende hat der Immobilienzyklus gedreht", erläutert Masarwah. Und die Korrektur habe wegen der "Kopflastigkeit derartiger Indizes" den ETF-Anlegern "Kopfschmerzen bereitet". Das sei ein übliches Bild in Abwärtsphasen. "So war es auch 2007/08 während der Finanzkrise", berichtet der Fondsprofi. "In solchen Krisen fallen die Verluste bei konzentrierten Portfolios besonders hoch aus." Aktiv verwaltete Fonds würden hingegen Aktien wie die des Immobilienkonzerns Vonovia wegen akuter Bilanzprobleme meiden "wie der Teufel das Weihwasser", so Masarwah.

"Mit Anlauf gegen die Wand gefahren"
In etlichen Schwellenländern schneiden ETFs ebenfalls schwach ab. "Indizes wie der MSCI Turkey sind hochkonzentriert", erklärt der Envestor-Experte. Aktuell würden die Top-Ten-Aktien über 70 Prozent des Indexgewichts ausmachen. "Die Konzentration auf großkapitalisierte Value-Aktien mit besonderem Schwerpunkt auf Industrie- und Finanztitel hat weder kurz- noch langfristig gute Ergebnisse für ETF-Anleger gebracht", so Masarwah. Und: "Die erratische Geldpolitik des türkischen Präsidenten setzt vor allem Banken zu."

Börsengehandelte Indexfonds würden aber nicht nur in Randmärkten schwächeln, sondern auch in für Anleger bedeutenden Kategorien, ergänzt der Analyst. "Etwa bei Anleihen", stellt Masarwah fest. Bei diversifizierten Euro-Rentenportfolios kämen ETFs auf ein durchschnittliches Morningstar-Rating von 2,8 Sternen. Die Qualität der Euro-Renten-ETFs habe besonders stark unter der Zinswende gelitten. "Man kann es auch so formulieren: Bond-ETFs sind mit Anlauf gegen die Wand gefahren", sagt Masarwah. (ert)