Die Portfolios von Robo Advisorn bieten nur wenige Vorteile gegenüber marktbreiten Indizes. Zugleich treiben die Servicegebühren der digitalen Vermögensverwalter die Kosten der eigentlich günstigen Anlage in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) in die Höhe. Zu dieser Aussage kommt eine Analyse des Anbieters Evergreen. Die Gesellschaft analysierte dabei den Robo-Advisor-Markt in Deutschland. Evergreen bietet selbst ein Online-Anlagekonzept an, bei dem Kunden in zwei Mischfonds mit nachhaltiger Ausrichtung investieren.

Die Autoren von Evergreen werfen in dem Papier den meisten Konkurrenten vor, beim Thema Nachhaltigkeit zu abhängig von den ESG-Ansätzen der ETF-Anbieter zu sein. Viele würden sich an groben Nachhaltigkeitsratings wie von MSCI oder auch an der SFDR-Klassifizierung orientieren. "Umso tiefer man in die Portfolios einsteigt, desto deutlicher zeigt sich jedoch, dass nicht alle Portfolios dasselbe Niveau an Nachhaltigkeit aufweisen", berichten die Autoren der Analyse.

Abhängig von ETF-Anbietern
Insgesamt würden zwar 65 Prozent der 26 untersuchten Robos neben klassischen Anlagestrategien eine Nachhaltigkeitsoption anbieten. Doch nur 15 Prozent würden ein rein nachhaltiges Angebot betreiben. "All diese Anbieter haben gemein, dass sie nicht in ETFs investieren und somit nicht in Abhängigkeit zu ETF-Anbietern stehen", heißt es in dem Papier. "Einige dieser Robo Advisor vertreiben Einzeltitel-Portfolios oder eigengemanagte Fonds und können so die Zusammensetzung ihrer angebotenen Produkte beeinflussen."

Weiterhin moniert Evergreen in der Auswertung, dass die Mehrheit der Online-Vermögensverwalter "nicht signifikant von typisch passiven Asset-Management-Methoden" abweiche. In der Folge unterscheide sich der Großteil des Feldes mit Blick auf Risikofaktoren kaum von klassischen passiven Portfolios. "Insgesamt ist der Mehrwert der Portfolios hinsichtlich der Risikofaktoren im Vergleich zu einem einfachen marktbreiten Index überschaubar", folgern die Autoren.

Zinsanstieg fällt vielen vor die Füße
Immerhin würden die meisten Häuser das Klumpenrisiko USA eindämmen, das sich durch die große Bedeutung des amerikanischen Marktes in vielen Indizes ergibt. Auf der anderen Seite werde aber oft das Währungsrisiko außer acht gelassen. Zwar habe sich 2022 eine hohe US-Dollar-Quote ausgezahlt, doch die Wechselkurse schwankten stark. Zudem würden bei defensiven Anlegern Anleihen zur Minderung der Risiken ins Portfolio gelegt. "Steigen die Zinsen jedoch, fällt einem dies schnell auf die Füße", schreiben die Evergreen-Autoren mit Blick auf den Bond-Crash, der mit dem Aktien-Ausverkauf zusammenfiel.

Schließlich monieren die Autoren noch, dass praktisch alle Robo Advisor eine Servicegebühr verlangen. Dies verteure die an sich günstige Geldanlage per ETF. "Die Servicegebühr übertrifft bei über 90 Prozent der untersuchten Anbieter alle anderen Kostenkomponenten der Wertschöpfungskette", so die Analysten. "Die Gebühr ist somit teurer als das zugrunde liegende, in der Regel wartungsarme Produkt." Evergreen verweist demgegenüber naturgemäß auf das eigene Konzept, bei dem die Depot- und Verwaltungskosten durch die Fondskosten bereits abgedeckt seien. (ert)