Für Anlageberater in Banken kam es zuletzt knüppeldick: In einem Blindversuch der Stiftung Warentest wurde den meisten Geldexperten ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Hauptvorwurf: Die gefunden Anlagelösungen entsprächen nur ausnahmsweise den tatsächlichen Bedürfnissen der von Finanztest losgeschickten Testpersonen. Interne Vertriebsvorgaben stünden nach wie vor im Vordergrund.

Die prompte Reaktion der Lobbyisten fiel erwartungsgemäß aus: Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) kritisierte – wie in den Vorjahren – die "mangelhafte Transparenz der Durchführung, der Bewertungsmaßstäbe sowie der Auswertung der Testergebnisse" und kam in Summe zu einer völlig anderen Lesart: "Zwei Drittel der untersuchten Banken haben gut oder befriedigend beraten", heißt es im BdB-Pressetext. Und weiter: "Die Erfassung der persönlichen und finanziellen Verhältnisse des Kunden durch die Kreditinstitute wird als sehr gut bis gut bewertet. Dies stellt die Ergebnisse der kürzlich durchgeführten Untersuchung des Finanzmarktwächters stark in Frage, die auf Basis einer nicht-repräsentativen Erhebung überwiegend eine schlechte Beratung unterstellte."

Hypovereinsbank gelobt Besserung
Die Reaktion der schlecht benoteten Banken selbst hingegen überrascht: Hier überwiegt Einsicht, berichtet das "Handelsblatt". So gelobt die Hypovereinsbank (HVB) beispielsweise Besserung, nachdem einer ihrer Berater einem 45-jährigen Testkunden, der Geld auf zehn Jahre zu mittlerem Risiko anzulegen wünschte, empfahl, in eine FC-Bayern-Sparkarte zu investieren. "Die verzinst sich derzeit mit 0,08 Prozent", so das Handelsblatt. In anderen Fällen hätten Hypovereinsbank-Mitarbeiter einen geschlossenen Dachfonds aus hauseigener Fertigung angepriesen. "Dieser ist vor Ende 2026 nicht kündbar, beschert Anlegern Einmalkosten von 15 Prozent, hat laufende Kosten von jährlich einem Prozent, und es besteht die Gefahr des Totalverlusts", bemängelten die Warentester.

Nun zeige die HVB Reue: "Das vom Tester dargestellte Ergebnis entspricht nicht unseren Grundsätzen in der Anlageberatung mit einer auf den Kundenbedarf zugeschnittenen und ausgewogenen Vermögensberatung", räumt ein Sprecher gegenüber dem Handelsblatt ein. Man wolle die kritisierten Punkte aus den einzelnen Testgesprächen aufgreifen und sicherstellen, "dass eine Beratung erfolgt, die diesen Ansprüchen gerecht wird".

Unmut in Hannover
Reichlich verschnupft reagiert ein Institut aus dem genossenschaftlichen Bankenlager: die Hannoversche Volksbank. "Die abschließende, subjektive Bewertung der Stiftung Warentest gibt aus unserer Sicht nicht die Qualität der Beratung sowie der Anlageempfehlung wieder", lässt der Vorstand der Hannoverschen Volksbank wissen. Deren Berater hatten laut Stiftung Warentest Ratsuchenden, die für einen Zeitraum von zehn Jahren 45.000 Euro anlegen wollten, einen Mischfonds mit starkem Aktienanteil und zwei Aktienfonds empfohlen. Diese Lösung, so das Urteil, sei deswegen mangelhaft, weil sie über das vom Kunden klar kommunizierte mittlere Risiko hinausging, so die Tester.

Die Volksbank sieht das komplett anders. Außerdem habe man bei den ersten drei Kriterien bestens abgeschnitten. Dennoch wolle man nun "am konkreten Beispiel die möglichen Lösungen des Anlageproblems mit unseren Beraterinnen und Beratern diskutieren". (ps)