Während im Corona-Crash vor mehr als einem Jahr nahezu alle Aktienfonds in die roten Zahlen rutschen, erzielte der BIT Global Internet Leaders 30 ein sattes Plus. Der Internetunternehmer Jan Beckers hatte den Fonds vor zwei Jahren gestartet. Das gute Abschneiden in der Covid-Korrektur erzielte Beckers, weil er auf die richtigen Unternehmen gesetzt und das Portfolio rechtzeitig abgesichert hatte. Sicherungsgeschäfte seien aber die Ausnahme, wie Beckers im damaligen Interview mit FONDS professionell ONLINE berichtete. Seither läuft es weiter gut. Der Global Internet Leaders erzielte auf Sicht von einem Jahr eine Performance von 150 Prozent. Nun erläutert der Start-up-Kenner, wie er an diese Erfolge anknüpfen will.


Herr Beckers, mit Ihrem BIT Global Internet Leaders umschifften Sie den Corona-Crash und fuhren auch danach hohe Renditen ein. Welche Anlageschwerpunkte setzen Sie seither?

Jan Beckers: Die Folgewirkungen von Corona haben das Jahr 2020 geprägt. Wir trennten jedoch sorgfältig zwischen Auswirkungen zu Beginn der Pandemie und dem weiteren Verlauf. War anfangs der Bedarf nach digitalen Kommunikationsmitteln wie Zoom oder Essenslieferanten wie Hello-Fresh groß, rückten später andere Aspekte in den Fokus.

Welche sind das?

Beckers: Wenn Mitarbeiter in den nächsten Jahren häufiger von zu Hause aus arbeiten: Welche Folgen hat das etwa für die Cybersicherheit oder für die Arbeits- und Geschäftswelt insgesamt? Solche Fragen versuchten wir, zu durchdenken und daraus Investmentideen abzuleiten. In Gesprächen mit Marktteilnehmern und nach der Analyse der Daten identifizierten wir Unternehmen, die positiv überraschen sollten.

Nennen Sie bitte Beispiele.

Beckers: Wir hatten einen Schwerpunkt auf Fintechs gesetzt. Das zahlte sich im ersten Quartal 2021 aus. Vier der fünf Top-Performer in unserem Portfolio stammen aus diesem Subsektor. Ein Beispiel ist die russische Digitalbank Tinkoff. Die Aktien halten wir zwar schon länger im Portfolio und kennen das Haus gut. Wir hatten zuletzt die Position noch ausgebaut. Die beste Performance im Quartal hatte die Aktie des chinesischen Online-Brokers Futu. Solche Titel hatte der Markt falsch eingeschätzt, und sie waren völlig unterbewertet. Wir haben das Potenzial erkannt und dank unserer Branchenkenntnis die richtigen Unternehmen identifiziert, die eine Outperformance erlaubten. In einem Quartal, das eigentlich nicht so gut lief für Technologiewerte, brachten diese Titel eine sehr gute Performance ein.

Welche Bereiche bergen über die Pandemie hinaus Chancen?

Beckers: Wir nehmen stets eine kurzfristige wie auch eine langfristige Perspektive ein und denken daher ständig über die Pandemie hinaus. So positionieren wir uns zum Beispiel in der Reisebranche. Bei internetgetriebenen Geschäftsmodellen dieses Sektors eröffnen sich spannende Opportunitäten. Und die Fintech-Revolution hat gerade erst begonnen. Da wird noch viel mehr passieren. Der Markt hat das noch nicht in Gänze verstanden. Daher ist Fintech ein Sektor mit viel Potenzial zur Outperformance.

Gibt es noch weitere Felder mit Potenzial?

Beckers: Wir schauen uns genau die Trends im Kryptomarkt an. Hier entstehen neben Aktien weitere Anlageklassen, die man als privater wie als professioneller Investor nicht verpassen sollte. Wir ermöglichen unseren Anlegern über Aktien von Krypto-Unternehmen einen Zugang, wenngleich noch in sehr moderatem Maße.

Ihr Global Internet Leaders wuchs dank der außerordentlichen Wertentwicklung rasant und steuert auf die Marke von einer Milliarde Euro Volumen zu. Können sie noch alle Aktien kaufen, die Sie wollen?

Beckers: Die Technologiebranche wächst seit Jahren. Damit nimmt auch die Marktkapitalisierung der Aktien zu. Als wir den Fonds Anfang 2019 auflegten, lag unsere Eintrittsschwelle zwischen zwei und 50 Milliarden Euro. Die Marktkapitalisierung vieler Unternehmen hat sich mittlerweile verdoppelt, verdrei- oder sogar vervierfacht. Insofern sind wir sozusagen mit dem Markt mitgewachsen. Die Werte, in die wir investieren sind liquider geworden. Daher können wir unsere Investmentstrategie in den meisten Fällen komfortabel beibehalten.

Also sind keine Grenzen in Sicht?

Beckers: Irgendwann werden wir an Grenzen stoßen. Doch wir finden auch rechts und links unseres Hauptwegs sehr gute, langfristige Investmentchancen. Wir können dank unserer Expertise in Marktsegmente expandieren, die wir ebenfalls sehr gut verstehen. Im vergangenen Jahr setzten wir bereits auf Technologiegewinner wie den Elektroautobauern Tesla oder Nio, die nicht im Kern als Internetunternehmen gelten, aber ähnlichen Dynamiken folgen. Zudem haben wir den Global Leaders Fonds aufgelegt, der auch in Zukunftsgewinner investiert, die nicht unmittelbar zu den Internetwerten zählen.

Bauen Sie wegen des Wachstums Ihr Team aus?

Beckers: Wir erweiterten unser Team sowohl auf der Investmentseite als auch im Vertrieb. Wir sehen uns gut für weiteres Wachstum aufgestellt, werden aber noch weitere Mitarbeiter einstellen. Am Anfang haben wir uns bewusst auf eine gute Performance konzentriert, bevor wir den Vertrieb aufbauten. Nachdem die Performance nun gut sichtbar geworden ist, fahren wir den Vertrieb hoch und suchen aktiv nach Kooperationen, etwa zu Finanzberaternetzwerken, Banken und anderen Vertriebspartnern.

Stoßen Sie da auf Interesse?

Beckers: Wir rennen offene Türen ein. Die Vertriebe erkennen, dass sich unser Ansatz von anderen unterscheidet. Spannend ist, dass Bankberater von ihren Kunden auf unseren Fonds angesprochen wurden und die Berater dies in ihre Organisation hineintrugen. Andere Vertriebsgesellschaften wiederum hatten uns von sich aus auf dem Radar. Auf diese Nachfrage haben wir reagiert und bieten speziell für Vertriebspartner eine neue Anteilsklasse des Global Leaders an.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)