Die teilstaatliche Commerzbank übt wieder einmal ohne Not Druck auf Schiffsgesellschaften mit Privatanlegerbeteiligung aus. Wenn die Investoren nicht einen hohen Millionenbetrag zuschießen, droht das Geldinstitut mit Sanktionen.

Betroffen sind diesmal die beiden Containerschiffe MS "Frisia Amsterdam" und MS "Frisia Göteborg", die von der Hartmann Reederei gemanagt werden. Beide Frachter sind zu etwa zwei Dritteln entschuldet, befinden sich aber in einer schwierigen Beschäftigungssituation. Das MS "Frisia Göteborg" ist bis Ende August bei der Reederei Simatech beschäftigt, das Schwesterschiff steht bis Anfang November in Diensten von Maersk Line.

"Aktuell reichen die Einnahmen nicht aus, um neben den Schiffsbetriebskosten den vollen Kapitaldienst nebst Zins und Tilgung zu erbringen", berichtet das Fondsmanagement des MS "Frisia Amsterdam" im Anlegerschreiben vom 10. August 2017. Seit dem zweiten Quartal 2016 können die turnusmäßigen Tilgungen nicht geleistet werden. Nun fordert die Commerzbank "die Wiederaufnahme der planmäßigen Tilgungsleistungen zum 30. September 2017" und zwei respektive 2,3 Millionen Euro frisches Kapital der Anleger, damit die Kredite nicht gekündigt werden.

Fortführungskonzepte für Investoren "nicht darstellbar"
Die Hartmann Reederei rechnet nicht damit, dass die Fondsgesellschafter oder externe Investoren die von der Bank geforderten Mittel einbringen, zumal der Markt für Containerschiffe in der Größenklasse der MS "Frisia Göteborg" und MS "Frisia Amsterdam" (2.800 TEU) seit "Mitte Mai wieder rückläufig" sei. Ein Fortführungskonzept für Investoren sei aufgrund der aktuellen Erlössituation der Schiffe zurzeit nicht darstellbar.

Deshalb sollen die Anleger nun einen Verkaufsbeschluss für die beiden Schiffe fassen – und zwar ohne Festlegung eines Mindestverkaufspreises. "Der Verkaufsbeschluss ist jedoch an die Bedingung geknüpft, dass die insolvenzfreie Liquidation der Gesellschaft überwiegend wahrscheinlich ist", heißt es in der Beschlussvorlage. Zum aktuellen Marktwert der beiden 2006 gebauten Schiffe äußert sich das Management nicht. Es könnte knapp werden, mit dem Exit alle Schulden zu tilgen.

Trotz Verkauf droht die Insolvenz
Beim MS "Frisia Göteborg" belaufen sich die Verbindlichkeiten zurzeit auf rund 9,1 Millionen US-Dollar, für das MS "Frisia Amsterdam" sind sogar noch 10,3 Millionen US-Dollar zu begleichen. Aktuellen Marktberichten zufolge dürften die beiden Fondsschiffe im Moment weniger als zehn Millionen US-Dollar wert sein. Deshalb müssen Anleger zunächst damit rechnen, dass sie in Anspruch genommen werden, wenn der Verkauf nicht alle Schulden deckt. Beide Schiffe haben in den ersten Jahren insgesamt 32 Prozent des investierten Eigenkapitals an die Anleger retourniert.

Die Hartmann Reederei will aber erreichen, dass die Commerzbank auf sämtliche nicht durch den Verkaufserlös gedeckten offenen Forderungen verzichtet. Lässt sich die Bank nicht darauf ein, ist eine Insolvenz der Schiffsgesellschaften trotz Verkauf der Schiffe nicht ausgeschlossen. Die Anleger sind aufgefordert worden, bis Ende August 2017 einen unlimitierten Verkaufsbeschluss zu fassen. (ae)