Anleger aus Deutschland haben in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gut 4,8 Milliarden Euro aus Wertpapierpublikumsfonds der Deutschen Asset Management (AM) abgezogen. Das geht aus Zahlen des Branchenverbands BVI hervor.

Kein anderer Fondsanbieter in Deutschland musste ähnlich hohe Mittelabflüsse hinnehmen. Branchenweit sammelten Wertpapierpublikumsfonds seit Jahresbeginn bis inklusive Mai rund 200 Millionen Euro ein – ein im Vergleich zu den Vorjahren sehr mageres, per Saldo aber doch positives Ergebnis.

Aus Fonds aller Kategorien fließt Geld ab
Insgesamt lägen die Zu- und Abflüsse bei den Publikumsfonds der Deutschen AM im Trend der gesamten Branche, sagt ein Sprecher des Anbieters gegenüber FONDS professionell ONLINE. "Konkret sind insbesondere unsere geldmarktnahen und Geldmarktfonds von den Abflüssen betroffen. Diese Asset-Klasse wird insbesondere in der taktischen Anlage eingesetzt. In Zeiten niedriger beziehungsweise negativer Zinsen gibt es hier insgesamt hohe Abflüsse", so der Sprecher. Er verweist auch darauf, dass die Deutsche AM im vergangenen Jahr zu den Unternehmen mit den insgesamt höchsten Zuflüssen gehört hatte. "Deshalb sind wir natürlich stärker betroffen, wenn Anleger ihre Portfolios umschichten."

In der Detailanalyse zeigt sich allerdings, dass die Deutsche AM seit Jahresbeginn in allen Fondskategorien Abflüsse zu verzeichnen hatte, auch bei Aktien- und Mischfonds. FONDS professionell ONLINE hat die wichtigsten Zahlen oben in der Grafikstrecke aufbereitet – einfach durchklicken!

Kriselnder Mutterkonzern und Führungsvakuum
Wie die Abflüsse über alle Fondssegmente hinweg zu erklären sind, ist von außen schwer zu beurteilen. Eventuell spielt die Krise des Mutterkonzerns Deutsche Bank eine Rolle. Der Aktienkurs des Instituts war kürzlich unter 12 Euro gefallen – so tief wie nie zuvor. Die unsichere Zukunft der Bank könnte institutionelle Investoren davon abhalten, den Fondsmanagern des Hauses neues Geld anzuvertrauen, obwohl sie gute Arbeit verrichten.

Dazu kommt ein Führungsvakuum: Quintin Price, der seinen Job an der Spitze der Asset-Management-Sparte erst zu Jahresbeginn angetreten hatte, konnte schon seit Mitte April krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten. Im Juni räumte er endgültig seinen Posten, über einen potenziellen Nachfolger ist jedoch noch nichts bekannt. Inwieweit die von Price bekanntgegebene neue Organisationsstruktur Bestand haben wird, ist also unsicher, was dazu führen kann, dass wichtige Managemententscheidungen verschleppt werden.

Andere große Anbieter mit Mittelzuflüssen
Die anderen drei großen Fondsanbieter am deutschen Markt verbuchen jedenfalls weiterhin Mittelzuflüsse: Union Investment sammelte mit Wertpapierpublikumsfonds seit Jahresbeginn rund 3,9 Milliarden Euro ein, die Deka 2,3 Milliarden und Allianz Global Investors immerhin 1,9 Milliarden.

Branchenweit fließt vor allem in Mischfonds und offene Immobilienfonds Geld. Aus anderen Publikumsfonds zogen Anleger seit Jahresbeginn unter dem Strich Liquidität ab. Besser läuft das Geschäft mit Spezialfonds: Institutionelle Investoren pumpten in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 37,7 Milliarden Euro in diese Vehikel, davon alleine 5,8 Milliarden Euro im Mai. (bm)