Der öffentlich ausgetragene Streit zwischen zwei Mitgliedern des Aufsichtsrates bei der Deutschen Bank über die angemessene Aufarbeitung der jüngsten Skandale missfällt einflussreichen Anlegern der Bank. Aufsichtsratsvize Alfred Herling hatte seinem Kollegen Georg Thoma, der den Integritätsausschuss des Aufsichtsrats leitet, "Übereifer" und "juristische Selbstverwirklichung vorgeworfen" und ihm so die Eignung als interner Chef-Aufklärer faktisch abgesprochen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Ein deutscher Investor kritisiert nun die Aufsichtsratsspitze um Herling und den Vorsitzenden Paul Achleitner wegen der Attacke gegen Thoma scharf: "Für Investoren stellt sich jetzt die Frage: Wie ernst meint es der Aufsichtsrat mit der Aufklärung der Skandale?", sagt Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, dem Manager-Magazin zufolge. Union Investment ist einer größten Anbieter von Publikumsfonds in Deutschland und auch in die Aktie der Deutschen Bank investiert. Andere vom Magazin befragte Investoren äußerten sich diesem zufolge ähnlich, wollten sich aber mit ihrer Einschätzung nicht zitieren lassen.

Fondsmanager stützt Thoma
Die Deutsche Bank hat in den vergangenen Jahren Milliardenstrafen für unlautere Geschäfte zahlen müssen. Der neue Vorstandsvorsitzende John Cryan hatte daher bei seinem Amtsantritt die Klärung der Vorwürfe und die Errichtung von internen Complaince- und Kontroll-Strukturen zu einer Top-Priorität erklärt.

"Die Skandale können gar nicht gründlich genug aufgeklärt werden, damit wieder Vertrauen am Kapitalmarkt entsteht", betonte Fondsmanager Speich gegenüber dem Manager-Magazin und stützte damit indirekt die Rolle des angegriffenen Thoma: "Dazu braucht es unabhängige und unbequeme Kontrolleure", zitierte ihn das Magazin. (jb)