Der neue Chef der Deutschen Bank John Cryan räumt die Bilanz des Geldhauses radikal auf. Die geplanten Einschnitte werden im dritten Quartal 2015 zu einem Rekordverlust in Höhe von 6,2 Milliarden Euro nach Steuern führen. Dies teilte das größte deutsche Geldhaus am Mittwochabend in Frankfurt mit. Der enorme Fehlbetrag werde sich sich vor allem aus massiven Abschreibungen sowie weiteren Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten ergeben. Für die ersten neun Monate erwartet die Bank einen Verlust nach Steuern von 4,8 Milliarden Euro.

Auf den Geschäfts- oder Firmenwert im Privatkundengeschäft sowie im Investmentbanking wird das Institut nach eigenen Angaben im dritten Quartal 5,8 Milliarden Euro abschreiben. Anders als sein Vorgänger Anshu Jain, der das Investmentbanking eher verschonte, will Cryan auch hier den Rotstift ansetzen. So schreibt die Deutsche Bank den gesamten Firmenwert der US-Investmentbank Bankers Trust ab, der seit deren Übernahme im Jahr 1999 in der Bilanz stand.

Wert der Postbank nach unten korrigiert
Außerdem korrigiert das Geldhaus den Wert seiner Tochter Postbank nach unten, von dem es sich im kommenden Jahr trennen will. Weitere 600 Millionen Euro wird die Deutsche Bank auf ihre Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia abschreiben. Der Anteil liegt knapp unter 20 Prozent und soll ebenfalls verkauft werden.

Auch die Rückstellungen für zahlreiche Rechtsstreitigkeiten wird das Institut erneut aufstocken. Diese sollen sich künftig auf 1,2 Milliarden Euro belaufen. Die Zahl könnte sich allerdings noch erhöhen, bis die Bank die Bücher für das dritte Quartal schließt. Endgültige Zahlen sollen am 29. Oktober vorgelegt werden.

Dividende könnte ausfallen
Die harten Einschnitte bekommen auch die Aktionäre der Deutschen Bank zu spüren: Das Geldhaus hat bereits klar gemacht, dass die Dividende gekürzt oder sogar ganz ausfallen könnte. Die Mitarbeiter müssen sich auf geringere Boni einstellen, wie Cryan erklärte.

Auch wenn die Überlegungen, diese zu kürzen, nicht allein auf den Finanzergebnissen für das laufende Jahr basierten, würden die Aktionäre zu Recht erwarten, dass die Mitarbeiter die Last mitragen, machte Cryan deutlich. Für die Moral der Mitarbeiter wäre das ein weiterer Schlag, nachdem das Institut bereits den Abbau von 8.000 Arbeitsplätzen erwägt.

Die Anleger reagierten auf die Ankündigungen erschrocken: Im nachbörslichen Handel sackte der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie um rund sieben Prozent ab. In einem Punkt beruhigte das Institut: Die hohen Abschreibungen würden keinen "signifikanten Einfluss" auf die Kapitalausstattung des Instituts haben, hieß es. Die harte Kernkapitalquote werde zum Ende des dritten Quartals voraussichtlich bei elf Prozent liegen. (am)