John Cryan greift durch. Bereits im vergangenen Jahr hatte der neue Vorstandschef der Deutschen Bank angekündigt, die Kundenbasis des Geldprimus zu durchkämmen, um die wenig profitablen Klienten behutsam vor die Tür zu setzen. Nun meldet das Institut, sich von mehr als der Hälfte der rund 65.000 Geschäftspartner im Investmentbanking-Bereich zu trennen, berichtet die "Financial Times" (FT) unter Berufung Insider.

Mit dem Schritt will sich der Konzern auch für die strengeren Geldwäscheregeln rüsten. Das Institut wolle sich künftig auf gut 30.000 Kunden im Handelsgeschäft konzentrieren, die sie gut kennt und mit denen sie regelmäßig Geschäfte macht. Das Institut wollte die Zahlen auf Anfrage des "Handelsblatts" nicht kommentieren.

Bei seiner Bestandsaufnahme 2015 hatte Cryan betont, dass die Bank rund 80 Prozent ihrer Erträge im Investmentbanking mit nur 30 Prozent ihrer Kunden erwirtschafte. Künftig müsse sich die Bank auf besonders profitables Geschäft konzentrieren, auch wenn das zulasten der Gesamteinnahmen geht.

Mit dem radikalen Schritt ist die Deutsche Bank in guter Gesellschaft. Auch die britische Großbank Barclays soll sich der "FT" zufolge von 35.000 Karteileichen getrennt haben. Die Schweizer UBS habe bei einer Überprüfung ihrer Kundendateien im Investmentbanking festgestellt, dass rund 60 Prozent von ihnen kein oder kaum noch Geschäfte mit ihr machten. (ps)