Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr einen Verlust nach Steuern von 6,7 Milliarden Euro aufgetürmt. Im Schlussquartal sind neue Rückstellungen aus Rechtsstreitigkeiten notwendig geworden. Diese belasten das Ergebnis mit rund 1,2 Milliarden Euro. Die Bekanntgabe der Jahreszahlen war eigentlich für Ende Januar vorgesehen. Aufgrund der außergewöhnlichen Belastung hatte der Branchenprimus aber bereits am Mittwochabend vorläufige Zahlen mitgeteilt. Demnach erwartet die Bank im vierten Quartal Erträge von 6,6 Milliarden Euro und einen Verlust nach Steuern von 2,1 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr 2015 stehen Erträge in Höhe von 33,5 Milliarden Euro zu Buche. Im Ergebnis sind bereits Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten von rund 5,2 Milliarden Euro enthalten, welche das Institut schon im vergangenen Jahr mitgeteilt hatte. Hinzu kommt eine Milliarde Euro für den angekündigten Jobabbau und Abschreibungen auf den Firmenwert in Höhe von 5,8 Milliarden Euro. Aber auch im Tagesgeschäft zeigen sich ernste Probleme, insbesondere im Investmentbanking.

"Ernüchterndes" Ergebnis
Das Ergebnis fiel deutlich schlechter aus, als Analysten ohnehin befürchtet hatten. Zum Handelsbeginn am Donnerstag verloren die Anteilscheine des Geldhauses in der Spitze fast sechs Prozent und notierten nur noch bei 16,65 Euro. Für den Konzern ist es der größte Jahresverlust seiner Geschichte und der zweite seit 2008. In der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank erstmals in einem Gesamtjahr rote Zahlen geschrieben und rund 3,9 Milliarden Euro Verlust gemacht.

Dass die Bank für 2015 den ersten Jahresverlust seit der Finanzkrise 2008 ausweise, sei zwar "ernüchternd", räumte der neue Vorstandschef John Cryan in einem Schreiben an die Mitarbeiter ein, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. "Die genannten Belastungen sind jedoch die Konsequenz aus den notwendigen Entscheidungen, die wir im Rahmen der Strategie 2020 getroffen haben. Diese Entscheidungen werden die Bank einfacher und effizienter machen." Es gehe darum, Risiken zu verringern und "Rechtsstreitigkeiten so rasch wie möglich abzuschließen".

Belastung "nicht steuerlich abzugsfähig"
Für welchen der zahlreichen Streitfälle die neue Rückstellung in Milliardenhöhe anfällt, teilte die Bank nicht mit. In einem Schreiben verweist sie lediglich darauf, dass "ein Großteil voraussichtlich steuerlich nicht abzugsfähig sein wird". Die Deutsche Bank ist unter anderem in die Untersuchungen wegen des Vorwurfs der Manipulation des Leitzinssatzes Libor sowie des Devisenmarkts, krummer Hypothekengeschäfte, Verstöße gegen US-Sanktionen (unter anderem gegen den Iran) oder Beihilfe zur Geldwäsche für russische Adressen verwickelt. Details zu den Zahlen will die Bank, wie geplant, am 28. Januar nennen. (ert)