Investoren des geschlossenen Fonds "RE 04 Wasserkraft Kanada" werden zurzeit auf eine Geduldsprobe gestellt. Noch im Sommer hatte der Initiator Reconcept die Platzierungsphase der 2014 aufgelegten Beteiligung bis Ende 2017 verlängert. Wenige Monate später, kurz vor Weihnachten, hat das Emissionshaus den bestehenden Anlegern den Rückkauf der ausgegebenen Anteile angeboten, weil der Fonds nicht wie geplant läuft. In diesen Tagen sollen Investoren ein schriftliches Angebot mit einer Annahmefrist erhalten.

Reibungslos geht das nicht vonstatten: Die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) Adrealis und Reconcept leben inzwischen offenbar in Disharmonie. Hintergrund: Der Fondsverkauf verläuft extrem schleppend, von geplanten 42 Millionen Kanadischen Dollar (umgerechnet 29,6 Mio. Euro) ist nur ein Siebtel platziert. Deshalb ist die Fondsgesellschaft bislang nur an zwei Wasserkraft-Projekten beteiligt. Das ist der erste Grund dafür, dass die Beteiligung weit hinter den prospektierten Plänen liegt.

Das zweite Problem ist, dass die Wasserkraftwerke noch nicht gebaut sind und daher noch keinen Einspeisetarif gesichert haben. Die für Investoren günstigen, regulierten Tarife ("SOP-Tarife“) werden nach Angaben der KVG "voraussichtlich frühestens wieder ab dem Jahr 2020“ vergeben. Ein Stromverkauf außerhalb des "SOP-Programms“ sei nicht lukrativ und liege weit hinter den geplanten Einnahmen zurück.

KVG geht mit Reconcept hart ins Gericht
Deshalb hat Adrealis Anfang Dezember zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung am 15. Dezember eingeladen. Ziel der KVG war die Bestellung einer zweiten Komplementärin für die Fondsgesellschaft, weil Ansprüche des Fonds gegen die Reconcept-Gruppe im Raum stünden, die gegebenenfalls durchzusetzen seien. "Das ist realistischerweise nicht möglich, solange die alleine Vertretung des Fonds ebenfalls durch ein Unternehmen der Reconcept-Gruppe erfolgt“, hieß es zur Begründung dieses Vorhabens. Die KVG wirft Reconcept eine "signifikante Überschreitung der Kostenquote“ vor. Sie liege insgesamt bei über 43 Prozent des eingeworbenen Eigenkapitals.

Die Anleger haben laut KVG mit einer Zustimmungsquote von 83 Prozent die Installierung der zweiten Komplementärin, deren Anteile allein der Fondsgesellschaft gehören, beschlossen. Nun will Reconcept die Anleger aus dem Fonds ablösen, zumal über die Fortführung und Weiterplatzierung des Fonds mit der KVG keine Einigung erzielt wurde. Das Emissionshaus wollte die Zeichnungsphase und die Fondslaufzeit verlängern und das Investitionsspektrum ausdehnen.

Rückzahlung der Gebühren würde Verluste für Anleger minimieren
Auf der Gesellschafterversammlung hat Reconcept angekündigt, den Anlegern ein Angebot zu unterbreiten, die Fondsanteile zu einem Kurs von 85 Prozent zu kaufen. Zusammen mit dem bereits geleisteten Frühzeichnerbonus läge der Gesamtmittelrückfluss für jeden Anleger damit bei knapp 87 Prozent. Reconcept betont, aus eigenen Mitteln "deutlich mehr" zu zahlen, als an Vergütungen vereinnahmt worden sei, und forderte die KVG auf, die vereinnahmten Gebühren ebenfalls zurückzuzahlen. "Damit würde sich der Gesamtmittelrückfluss auf rund 96 Prozent erhöhen", so Reconcept.

Dieser Schachzug hat jedoch einen schalen Beigeschmack. Denn die KVG gehörte ursprünglich Reconcept und wurde wie berichtet erst im Februar 2016 an Xolaris und Xpecto verkauft und später in die Adrealis umgewandelt. Dementsprechend spielt die KVG den Ball zurück. Man sei bereit, die seit der Übernahme vereinnahmten Gebühren zu erstatten, wenn die Anleger das Rückkaufsangebot annehmen. (ae)