Family Offices in Deutschland scheinen in diesen Tagen im besonderen Fokus von Kryptowährungs-Fonds zu stehen. Zumindest zwei AIFs aus Liechtenstein, die in Deutschland die Vertriebserlaubnis erhalten haben, werben um Kundengelder, wie FONDS professionell ONLINE erfuhr.

"Wir sind vor vier Wochen gestartet, mit einer Million Euro an Seed-Kapital. Jetzt beginnt richtig der Vertrieb in Deutschland", sagte Martin Schmidt, Partner der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Postera Capital GmbH. Das deutsche Unternehmen ist Promotor des "Postera Fund - Crypto I" (LI0385769448), der sich als erster Kryptoasset-Fonds sieht, der nach den Vorgaben der europäischen AIFM-Richtlinie reguliert wird.

Die Ansichten darüber, wer der Erste am Markt ist, gehen bei den Anbietern auseinander. Die Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht FMA hat jedenfalls im Februar erstmals gleichzeitig drei Kryptofonds im AIF-Format die Zusage erteilt, darunter war auch der Postera Fonds. Von den anderen beiden Fonds gibt es aber bislang keine öffentlichen Hinweise zu Vertriebsaktivitäten.

Family Offices und Privatbanken
"In einem ersten Schritt sprechen wir Family Offices an. Wir sind auch im Gespräch mit einer Privatbank, da ist allerdings noch nichts spruchreif", so Schmidt. Er ist zuversichtlich, dass der Fonds bis Jahresende einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag einsammeln kann. Das Seed-Kapital komme von den fünf Gründungspartnern von Postera.

In den nächsten Wochen sollen außerdem die Zulassungen für die Schweiz und Großbritannien beantragt werden. Auch in diesen Märkten gebe es noch keine direkten Konkurrenzprodukte, da es zwar wie überall einige Krypto-Fonds gibt, die via private Placements vertrieben werden, aber nicht als AIF reguliert sind. Der Fonds von Postera wurde am 18. April aufgelegt.

Konkurrenz spricht ebenfalls mit Investoren
In der Sammelphase befindet sich noch der ebenfalls in Liechtenstein domizilierte Crypto Vario Fund (LI0396724564), der kurz nach Postera das Okay von der Behörde in Liechtenstein erhalten hat und darüber hinaus in Deutschland zugelassen ist. Asset Manager ist die Liechtensteiner MC Vermögensmanagement AG. "Wir sprechen gerade mit Family Offices und denken, dass wir Mitte Juni mit zehn Millionen Euro starten können. Grundsätzlich könnten wir aber auch mit zwei Millionen Euro an den Start gehen. Die Regeln sind dafür in Liechtenstein nicht so eng wie in anderen Ländern", meint Fondsmanager Manuel Bolkert.

Der Vario ist ebenfalls ein AIF, der in Kryptowährungen investiert, die Mindestanlage liegt mit 10.000 Euro deutlich unter dem Postera Crypto I mit 50.000 Euro. Bei Vario besteht tägliche Liquidität, beim Pendant von Postera wöchentliche.

Vario-Manager Bolkert meint, dass eine kleine Einstreuung von Kryptowährungen für Family Offices im Hinblick auf den Portfoliomix interessant sein kann. Mit einem kleinen Bitcoin-Anteil von zwei Prozent könne mitunter bei ähnlicher Volatilität die Rendite mehr als verdoppelt werden. Natürlich gilt es zu bedenken, dass die Vergleichszeiträume und Erfahrungswerte so wie das Verhalten in Krisensituationen beim jungen Phänomen Kryptowährungen bescheiden sind. (eml)