Rückblende: Am 29. Januar wurden in Mannheim auf dem FONDS professionell KONGRESS die Sieger des DEUTSCHEN FONDSPREISES gekürt. In der Kategorie "Aktienfonds Deutschland" erhielten auch Marcel Maschmeyer und Matthias Kurzrock von Paladin Asset Management für den rund 137 Millionen Euro schweren Paladin One eine der begehrten Auszeichnungen. Rund drei Monate später erläutern beide im Interview, wie ihr 2013 lanciertes Portfolio durch die jüngsten Börsenturbulenzen gekommen ist.


Herr Kurzrock, Herr Maschmeyer, Ihre Firma heißt Paladin Asset Management. Wie kamen Sie auf den Namen? Mit einem Paladin verbindet man für gewöhnlich treue Gefolgsleute oder Gefährten eines mittelalterlichen Kaisers.

Marcel Maschmeyer: Ja, da liegen Sie richtig. Sinnbildlich verstehen wir uns als treue Gefährten unserer Kunden am Kapitalmarkt, die wir vor Gefahren schützen und für deren Renditen wir kämpfen.


Das ist ihnen durchaus gelungen. Im März hat der Fonds mehr als sieben Prozent verloren, im April aber wieder knapp zehn Prozent zugelegt. Wie haben Sie das geschafft?


Matthias Kurzrock: Unsere Strategie, mit der wir seit Jahresbeginn in einem schwachen Gesamtmarkt vier Prozent im Plus liegen, basiert auf drei Säulen: Auf Value-Aktien, die wir allerdings durch eine andere Brille betrachten, als dies gemeinhin der Fall ist. Dann Sondersituationen, wo wir auf der Suche nach asymmetrischen Chance- und  Risikoverhältnissen sind. Darunter fallen zum Beispiel Eigentümerwechsel oder sogenannte "Squeeze-Outs". Und schließlich die Liquidität, die uns absichert, wenn Kurse fallen und gleichzeitig Handlungsspielraum für neue Zukäufe gibt. Diese Liquidität ergibt sich auch aus Verkäufen von Aktien. Das Portfolio ist sehr konzentriert, wir haben nur 15 bis 25 Titel im Fonds.

Wie lautet denn Ihre Definition von Value?

Kurzock: Das Portfolio ist einerseits sehr konzentriert, zugleich aber aus unserer Sicht gut diversifiziert. Wir investieren sechs bis acht Wochen Research in jedes Unternehmen, was sehr viel ist. Unsere Bewertung von Unternehmen ist sehr detailliert. Gleichzeitig haben wir uns von dem Dogma gelöst, es gebe einen vermeintlich richtigen Unternehmenswert. Stattdessen denken wir stark in Bewertungs-Szenarien. Im Fokus der Analyse stehen insbesondere die jeweils maßgeblichen unternehmensspezifischen Risiken. Wenn man Aktien von Firmen auswählt, die im Hinblick auf ihre Märkte und Kunden nicht untereinander korreliert sind, ist das Risikoprofil des Portfolios trotz einer vermeintlich hohen Konzentration gut diversifiziert.

Haben Sie ein Beispiel für diese Risikominderung durch Branchenstreuung?

Kurzrock: Unsere größte Position ist Medios, ein Pharmaunternehmen. Die zweitgrößte ist Fjord 1, ein norwegisches Fährunternehmen, das vom Staat beauftragt wird. Die Fähren fahren immer, die Gewinne sind nicht abhängig vom Passagieraufkommen. Dazu kommt Blue Elephant Energy, ein Betreiber von Solar- und Windparks. Zwischen diesen Branchen existieren kaum Verbindungen, die unternehmerischen Risiken sind nicht korreliert.

Maschmeyer: Das Portfolio war also schon vor Ausbruch der Corona-Epidemie stabil.

Für ein reines Aktienportfolio war der Verlust im März vergleichsweise gering. Haben Sie noch andere Maßnahmen ergriffen?

Maschmeyer: Ja, als wir sahen, dass die Corona-Pandemie nach Deutschland schwappen würde, haben wir tatsächlich noch einmal reagiert. Zum einen haben wir zum ersten Mal Absicherungen in Form von Put-Optionen sowie später Dax-Futures eingezogen. Zum anderen haben wir das Portfolio umgebaut und Aktien von Firmen abgestoßen, die stärker von den Corona-Auswirkungen betroffen sind. Die Liquidität haben wir wiederum für den Kauf von Aktien genutzt, deren Geschäftsmodelle nicht unter Corona leiden.

Zum Beispiel?

Maschmeyer: Die Online-Apotheken Doc Morris und Shop-Apotheke sowie der Online-Möbelversand Westwing. Grundsätzlich sind es Firmen, die ihre Produkte über das Internet vertreiben. Zudem haben wir keine Sondersituationen mehr im Portfolio. Diese sorgen zwar für Stabilität, sind aber eher selten Performance-Treiber. Bei den Kursen der letzten Monate lag der Fokus ganz auf Value-Titeln.

Und was erwarten sie für die weitere Zukunft?

Maschmeyer: Die Einschränkungen der persönlichen Kontakte zwischen Menschen, um die Verbreitung des Covid-19-Virus zumindest zu verlangsamen, war nur die "Phase 1“. Doch die "Phase 2“ wird bald beginnen, und wir werden die Firmen sehen können, die durch die Krise angeschlagen sind. Corona trifft die Wirtschaft grundlegend und ändert damit einige Geschäftsmodelle dauerhaft.

Kurzrock: Es besteht das Risiko, dass die Erholung an den Börsen nur kurzfristiger Natur gewesen ist. Erst über die kommenden Monate werden wir erkennen, wie sich die Spreu vom Weizen trennt. Es werden spannende Zeiten für Stock-Picker anbrechen.

Maschmeyer. Jeder Umbruch bringt bekanntlich auch Chancen. Und die haben wir angefangen zu nutzen!

Wir danken Ihnen für das Gespräch. (jb)