Das Angebot an ETFs, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, wächst weiterhin rasant. Das macht die Auswahl eines passenden Produktes zur echten Herausforderung. Die Frage lautet nicht mehr nur, ob ein Indexfonds "grün" sein soll oder nicht – vielmehr gibt es mittlerweile verschiedene Grünschattierungen, die einen einfachen Überblick fast unmöglich machen. FONDS professionell hat Branchenkenner gefragt, wie sie sich in diesem Markt orientieren.

Am einfachsten ist sicherlich die Trennung in Themenfonds auf der einen und nachhaltige Versionen bekannter Indizes auf der anderen Seite. Die Themen-ETFs setzen auf Unternehmen aus Branchen, die als nachhaltig gelten. Das fängt beim fast schon klassischen Wasserinvestment an und hört bei Firmen, deren Technologie die Dekarbonisierung der Wirtschaft ermöglichen soll, noch lange nicht auf. "Da gibt es mittlerweile viele spannende Konzepte", sagt Mirko Hajek, Geschäftsführer des Kölner Vermögensverwalters RP Rheinische Portfolio Management. Allerdings taugen Themeninvestments natürlich nur als Beimischung. "Außerdem dürfen sich Anleger nicht wundern, wenn das ESG-Rating eines solchen Fonds nicht sonderlich gut ist", so Hajek. "Da kann eben auch der chinesische Batteriehersteller enthalten sein, der es mit den Arbeitnehmerrechten nicht ganz so genau nimmt."

Verschiedene Grünabstufungen
Für den klassischen Depotaufbau sind die ESG-Varianten der etablierten Indizes natürlich relevanter. Hier ist wichtig zu wissen, dass es mehrere Abstufungen der Nachhaltigkeit gibt – zu erkennen an der Nomenklatur, die sich mit der Zeit herausgebildet hat. "Das Signalwort 'Screened' heißt in der Regel, dass der Indexanbieter lediglich einige Ausschlusskriterien anwendet, etwa mit Blick auf Kinderarbeit oder geächtete Waffen", erläutert Stefan Klotz, Geschäftsführer des Finanzdienstleisters Grüne Welt, der zwei nachhaltige Vermögensverwaltungen entwickelt hat.

Ein "Screened"-ETF darf also höchstens als hellgrün gelten. Einen Hauch dunkelgrüner geht es bei "Enhanced"-Produkten zu, sagt Klotz: "Bei diesem Schlagwort wurde meist die Indexzusammenstellung so angepasst, dass Unternehmen mit guten ESG-Rating ein höheres Gewicht bekommen." Bei einem "Leaders"-ETF komme in der Regel ein "schwaches Best-in-Class" hinzu, so der Investmentprofi. "Das bedeutet, dass meist die 25 Prozent der Unternehmen einer Branche mit dem schwächsten ESG-Rating aus dem Index fliegen."

Bei einem "SRI"-ETF sei es oft genau umgekehrt: Dort blieben häufig nur die besten 25 Prozent im Fonds, hinzu kämen deutlich strengere Ausschlusskriterien. Sprich: "Auch wenn 'Leaders' erst mal gut klingt, ist ein 'SRI'-ETF in der Regel die dunkelgrünere Lösung", so Klotz. Diese Klassifizierung gelte zwar nicht für jeden ETF, könne aber eine erste Orientierung geben.

ESG-Fondsratings geben einen Anhaltspunkt
Der Teufel steckt – wie so oft – im Detail. So gelten die Ausschlusskriterien oft nicht absolut, sondern die Fondsgesellschaft toleriert gewisse Umsatzgrenzen, etwa für das Geschäft mit Kraftwerkskohle oder konventionellen Waffen. Diese Toleranzgrenzen können sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden. "Um wirklich zu verstehen, was ein ETF tut, muss man schon tief in die Indexkonstruktion einsteigen", sagt Klotz. "Die Informationen sind zwar alle frei zugänglich, aber es ist echt Arbeit, das alles nachzuvollziehen."

Auch Hajek schaut sich an, nach welchen Regeln ein Index konstruiert ist, bevor er den entsprechenden ETF für seine Vermögensverwaltung oder den hauseigenen Dachfonds auswählt. Zudem wirft er einen Blick auf verschiedene Ratings. "Dass die ESG-Scores der Agenturen oft sehr unterschiedlich ausfallen, ist bekannt, darum sollte man sich nicht auf die Noten eines einzelnen Anbieters verlassen", sagt Hajek. "Wenn ein ETF aber gleich bei mehreren Agenturen gut abschneidet, ist das schon mal ein gutes Zeichen."


Den vollständigen Artikel lesen Sie in FONDS professionell 4/21 ab Seite 126. Der Beitrag ist auch hier im E-Magazin abrufbar (Anmeldung erforderlich).