Der Autor und Vermögensverwalter Gerd Kommer und die Fondsgesellschaft Legal & General Investment Management (LGIM) haben gemeinsam einen neuen börsengehandelten Indexfonds (ETF) aufgelegt. Der L&G Gerd Kommer Multifactor Equity ETF wird heute (21.6.) an der Deutschen Börse notiert, wie FONDS professionell ONLINE erfuhr. Der dem Fonds zugrundeliegende Index richtetet sich nach der Anlagephilosophie von Kommer, der mit seinen Büchern besonders bei Privatanlegern großen Anklang gefunden hat.

Der neue Fonds investiert in Aktien von Unternehmen aus den Industrie- wie auch aus den Schwellenländern. Der zugrundeliegende Index weist einige Besonderheiten auf. "Die Länder-Gewichtung erfolgt nicht rein anhand der Marktkapitalisierung, sondern jeweils zur Hälfte nach Marktkapitalisierung und nach der volkswirtschaftlichen Stärke eines Landes", sagt Kommer im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Der ETF investiert sowohl in Large- als auch in Mid- und Small-Caps.

Beteiligung an der "Welt-AG"
Zudem kombiniert das Produkt mehrere Risikoprämien, sogenannte Faktoren. "Die Basisauswahl erfolgt anhand der drei Faktoren Size, Value und Quality", erläutert Kommer. Als zusätzliche Auswahlkriterien kämen noch Investment und Momentum hinzu, sofern sich im Portfolio aufgrund der drei Basisfaktoren eine Bewegung ergebe. "Wir bieten eine Beteiligung an der 'Welt-AG' – breiter als jeder andere Factor-Investing-ETF", wirbt Kommer. "In dieser Form gibt es keinen direkten Wettbewerb. Insofern ist uns eine Innovation gelungen."

Die alternative Gewichtungsmethode des ETF sorgt dafür, dass das bei klassischen Indexfolgern häufig beobachtete Übergewicht von US-Aktien nicht so ausgeprägt ist. "Auch das Gewicht teurer Tech-Titel ist niedriger", erläutert Kommer. "Unser ETF dient als Kerninvestment für Aktien, das die Möglichkeit für eine kleine Mehrrendite über dem MSCI World bietet", resümiert der Finanzprofi. Der ETF startet mit einer Verwaltungsgebühr in Höhe von 0,5 Prozent per annum. Es gibt eine thesaurierende (IE0001UQQ933) sowie eine ausschüttende (IE000FPWSL69) Anteilsklasse.

Die Milliarde im Blick
Der zugrundeliegende Index, den die Frankfurter Gesellschaft Solactive führt, umfasst rund 5.000 Werte. "Wir wollen allerdings keine hohen Transaktionskosten produzieren", berichtet Kommer. "Daher wenden wir ein optimiertes Sampling an." Im ETF würden in der Folge vor allem am Anfang weniger als 5.000 Werte enthalten sein. "Mit zunehmendem Fondsvolumen werden wir auch die Zahl der Titel im ETF erweitern können", so der Vermögensverwalter.

Mit der ETF-Auflage hat Kommer große Absatzziele vor Augen. "Wir wollen in absehbarer Zukunft die Marke von einer Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen erreichen", sagt der Autor. "Wir starten zu einem günstigen Zeitpunkt", argumentiert der Finanzmarktprofi. "Die Bewertungen der Aktienmärkte sind günstig. Die Spanne zwischen Value und Growth ist so groß wie lange nicht mehr." Seine Gesellschaft mit Sitz in München betreut rund 300 wohlhabende Familien mit einem Vermögen von mehr als 750 Millionen Euro. Zudem startete er einen digitalen Ableger und zwar den Robo-Advisor Gerd Kommer Capital.

Finanzberater als Zielgruppe
Mit dem ETF zielen Kommer und seine Partner von LGIM einerseits natürlich auf Selbstentscheider unter den Privatanlegern, wo sie sich auf eine große Bekanntheit des Autoren stützen können. "Selbstentscheider machen mit 81 Milliarden Euro einen erheblichen Teil des rund 200 Milliarden Euro schweren ETF-Marktes aus", erläutert Philipp von Königsmarck, Leiter Wholesale Deutschland und Österreich von LGIM. Doch auch Finanzberater sehen die Kooperationspartner als wichtige Zielgruppe. "Für die unabhängigen Berater, die sich als Selektoren von Satelliten rund um eine Kern-Aktienstrategie sehen, bieten wir das optimale Produkt", meint von Königsmarck.

Kommer und LGIM setzen damit auch auf einen grundlegenden Wandel im Fondsvertrieb. "In der alten Welt suchen unabhängige Finanzberater mehrere Multi-Asset-Fonds aus und erzielen ihr Einkommen über die Bestandsprovision", erläutert der LGIM-Mann. "In der neuen Welt bieten Berater einen guten und günstigen Service auf der Basis eines pauschalen Gebührenmodells." Dabei würden sie im Interesse ihrer Kunden günstige Produkte auswählen und seien bei der Fondsauswahl aktiver. "Auf dieses Segment zielen wir", betont von Königsmarck.

1000 Meilen lange Reise
Den neuen ETF sieht Kommer als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu seinen bisherigen Aktivitäten. "Unsere Vermögensverwaltung setzt eine Eintrittshürde von einer Million Euro", so der Verfechter von ETF-Investments. Der allergrößte Teil der Privathaushalte könne diese Schwelle naturgemäß nicht überspringen. "Ich glaube zwar an Robos, doch sie sind bislang noch nicht so erfolgreich wie anfangs gedacht", räumt der Vermögensverwalter ein. "Selbstentscheider, Finanzberater und Vermögensverwalter stellen einen größeren Markt für unseren ETF dar."

Als Unternehmer sei er mit dem Weltportfolio-ETF "dort angekommen, wo ich vor sieben Jahren zu Beginn meiner unternehmerischen Reise hin wollte". Kommer hält sich auch noch ein Türchen offen, das Sortiment weiter auszubauen. "Als ergänzendes Element kann später einmal ein Multi-Asset-Portfolio hinzukommen", verrät der Buchautor. Doch zunächst einmal wolle er das Aktienportfolio auf den Weg bringen. "Auch eine 1000 Meilen lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt", meint Kommer. (ert)