Die vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen zum Geschäftsergebnis der BCA für 2008 (siehe unsere Meldung) haben viele Marktteilnehmer überrascht. FONDS professionell sprach dazu mit Michael Keilholz, einem der beiden Vorstände der Gesellschaft.

Herr Dr. Keilholz, ein Verlust von sechs Millionen Euro für das Jahr 2008 bei der BCA hat viele Marktteilnehmer regelrecht geschockt. Können sie das nachvollziehen?

Keilholz: Auf den ersten Blick kann ich natürlich verstehen, dass es viele Marktteilnehmer geschockt hat, wie sie sagen, wenn wir als BCA noch für 2006 einen Gewinn von 5,9 Millionen Euro ausgewiesen haben und nun für 2008 einen deutlichen Verlust ausweisen mussten. Für viele mag das eine Überraschung sein, aber wenn man sich anschaut, wie sich das gesamte Zahlenwerk genau zusammensetzt, dann bedarf das keiner dramatischen Kommentierung meinerseits. Es gibt eben eine Reihe von Faktoren, die dazu geführt haben. Das betrifft nicht nur die erheblichen Investitionen in die Entwicklung des neuen Brokerpools, aber auch die Rückgänge in den Provisionserlösen, und schließlich erhebliche Kosten im Zusammenhang mit Korrekturen bei dem Projekt IT-Entwicklung, wie es noch unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden aufgesetzt wurde. Darüber hinaus - und das haben wir in der entsprechenden Pressemitteilung zu den Jahreszahlen für 2008 durchaus erläutert - haben die im ersten Halbjahr 2008 noch deutlich gestiegenen Personalkosten mit zu diesem Ergebnis beigetragen. Und schließlich ist auch noch die Abschreibung in Höhe von 3,14 Millionen Euro auf die Beteiligung an der Carat Fonds Servcie AG in diese Zahlen eingeflossen. Wenn man das alles zusammenfasst, dann sehe ich hier keine Dramatik. Ich sehe es vielmehr so, dass 2008 das Jahr des "Aufräumens" gewesen ist, unser Haus aber jetzt bereinigt in die Zukunft blicken kann.

Aber treibt es ihnen nicht die Sorgenfalten auf die Stirn, wenn sie sehen, dass von ihrem Eigenkapital nur noch ein Drittel übrig ist?

Keilholz: Diese Zahlen ergeben sich ja zum Teil aus den Vorgaben, wie man als Aktiengesellschaft zu bilanzieren hat. Die Situation beim Eigenkapitel macht mir schon deshalb keine Sorge, weil wir unsere eigene Situation in dieser Hinsicht ja gerade erst auf neue Beine gestellt haben. Es wird ihnen nicht entgangen sein, dass im Zusammenhang mit der Herreinnahme von neuen Einzelaktionären auch eine entsprechende Kapitalerhöhung einhergegangen ist. Aber selbst ohne diesen Schritt würden mir keine grauen Haare wachsen.

Was nicht direkt aus der Pressemitteilung herauszulesen war, aber aus dem Ausblick in den Testaten des Wirtschaftsprüfers hervorgeht, ist die Tatsache, dass auch das erste Halbjahr 2009 für die BCA offenbar alles andere als zufriedenstellend verlaufen ist. Was können sie dazu berichten?

Keilholz: Für welchen Marktteilnehmer wäre das erste Halbjahr oder das erste Quartal 2009 denn zufriedenstellend verlaufen? Alle Marktteilnehmer hatten mit den Provisionsrückgängen in der Branche zu kämpfen, gerade auf der Abschlussseite im Investmentgeschäft. Die Entwicklung in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres hat doch alle negativen Erwartungen übertroffen haben. Der Anlagemarkt in Deutschland befand sich im ersten Quartal 2009 in einer regelrechten Schreckstarre. Das löst sich zum Glück jetzt nach und nach auf, eine wesentliche Stützte, nicht nur für unser Haus, sondern für den gesamten Markt, ist mit Sicherheit das Riestergeschäft gewesen. Wenn man vertrieblich gut aufgestellt war, dann hat man sicher die eine oder andere Sonderkonjunktur kreieren können. Sei es mit guten Konzepten oder guten Produkten. Ich glaube in dieser Hinsicht sind wir als BCA, aber vor allem auch unsere Tochter Carat, auf einem guten Weg. Dass es uns an Aufklärung und Nähe zu unseren Partnern nicht mangelt, dürfte klar erkennbar sein. Ich nenne als Beispiel den Goldshop, der aus meiner Sicht die Kreativität zeigt, mit der wir arbeiten. Hinzu kommt die immer wieder formulierte Botschaft an unsere Partner, jetzt die Zeit zu nutzen, sich immer wieder mit dem Kunden zu beschäftigen, um deren Depots mit Blickrichtung auf die nächsten drei bis fünf Jahre richtig zu positionieren. Eine andere Blickrichtung kann es doch zur Zeit nicht geben.

Wie sieht es denn eigentlich im Hinblick auf die Zahlen für 2009 konkret aus?

Keilholz: Dazu kann und darf ich derzeit noch keine konkrete Stellungnahme angeben. Aber eines ist doch klar: Wir haben durch konkreten Kostensenkungsmaßnahmen die Weichen dafür gestellt, dass wir einen Turnaround, besser gesagt einen Gewinn hinlegen werden, der sich sehen lassen kann. Ob das im ersten Halbjahr oder im Gesamtjahr 2009 oder erst in 2010 gelingen wird, auf derlei Diskussionen kann ich mich nicht einlassen.

Die Reduktion von Kosten und der Abbau von Personal sind ja nach dem Bericht des Wirtschaftsprüfers offenbar noch nicht abgeschlossen?

Keilholz: Das ist nicht ganz richtig. Der Wirtschaftsprüfer schreibt über den Ausblick im Wesentlichen für das erste Halbjahr 2009 und wenn ich mir den Personalstand heute anschaue, dann betrachte ich diesen Vorgang als abgeschlossen. Der höchste Personalstand des BCA-Konzerns wie auch der Muttergesellschaft ist Juni 2008 erreicht worden. Wir haben dann in mehreren Stufen gegensteuert. Konkret gesagt hatten wir noch im Juni 2008 in der Spitze 123 Mitarbeiter, heute sind es noch 85 Mitarbeiter.

Da könnte man den Eindruck eines blindwütigen Personalabbaus bekommen?

Keilholz: Das ist kein blindwütiger Abbau, das ist im Zuge der Reorganisation geschehen, indem ein relativ umfangreiches Call Center aufgelöst haben und stattdessen die qualifizierteren Mitarbeiter in die neuen Kompetenzzentren übernommen haben. Wir haben ein effizientes Telefon- und Betreuungs-Routing installiert, mit dem wir sehr viel ereicht haben. Zudem wurde der IT-Bereich reorganisiert, wo unter unserem früheren Vorstandsvorsitzenden noch einiges an Überkapazitäten geschaffen worden war. Außerdem haben wir uns weitestgehend von der früheren Vertriebsmannschaft getrennt. Und jetzt haben wir im Grunde einen Stand erreicht, von dem aus wir sehr aktiv und optimistisch in die Zukunft planen. Die Phase der Reduktion ist eindeutig vorbei.

Kommen wir noch zu der Beteiligung von vier Versicherern an der BCA zu sprechen. Die besitzen zwar nur ein Drittel der Aktien, verfügen aber über 50 Prozent der Stimmrechte. Wie passt das zum Thema Unabhängigkeit?

Keilholz: Das kann man im Aktienrecht so gestalten. Es ist ja ein von uns bewusst gewähltes Konstrukt, dass zwei weitere Konsortialplätze reserviert sind. Wir sind momentan schon im Gespräch mit diesen zwei weiteren Partnern. Kurzfristig soll es so sein, dass zwei weitere Einzelaktionäre an Bord kommen, die aus dem Finanz- und Bankenlager kommen. Auch um hier eine Mischung und einen guten Know-how-Austausch sicherzustellen.

Aber wie passt das zum Thema Unabhängigkeit?

Keilholz: Das passt aus meiner Sicht sehr gut. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine Beteiligung darzustellen. Wir glauben, wenn jeder Einzelaktionär unter einem Anteil von zehn Prozent bleibt und gleichzeitig eine Mischung von Einzelaktionären gewährleistet ist, dann hat keiner ein Übergewicht. Das ist etwas ganz Anderes, als wenn ein Aktionär an Bord geholt wird, der mehr als 25 Prozent hat. Es ist natürlich so, dass Herr Wüstenbecker noch einen großen Anteil and er Gesellschaft hält. Aber ich denke, dass die Kapitalausstattung in der von uns gewählten Form eine ganz andere Basis ist, als wenn eine Familie nahezu 95 Prozent der Gesellschaft hält und damit die Geschicke einer so großen Gesellschaft an einer Person hängt. Deshalb glauben wir dass wir hier den besten Weg einer durchdachten Neuaufstellung erreicht ist.

Aber können Sie verstehen, dass viele Marktteilnehmer glauben, dass die neuen Anteilinhaber auch bestimmte Erwartungen an den Absatz ihrer eigenen Produkte haben werden?

Keilholz: Natürlich kann ich das verstehen, aber schauen sie sich doch bitte an, wie bei der BCA Versicherungsprodukte ausgewählt werden. Das geschieht über die Ratings von Assecurata. Und sie werden sicher nicht feststellen - und diesen Faux Pas werden wir uns sicher nicht erlauben - dass das Produkt eines Aktionärs bevorzugt wird, wenn es nicht besser ist als ein vergleichbares Produkt. Sollte man uns das einmal nachweisen, dann hätte man der ganzen Branche einen schlechten Dienst erwiesen.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.