Mit der regulatorischen Runderneuerung des ELTIFs sind einige Hürden abgebaut worden, die dem Markterfolg des neuen Anlagevehikels noch im Weg standen. Die Mindestanlagesumme von 10.000 Euro, die zur Folge hatte, dass Anleger ein mindestens sechsstelliges frei verfügbares Vermögen nachweisen mussten, ist gefallen. Das Spektrum investierbarer Assets wurde erweitert, auch was liquide Assets betrifft, was wiederum den Spielraum eröffnet, flexiblere Rückgabemöglichkeiten zu schaffen.

Darüber sprach FONDS professionell ONLINE mit Tristan Schirra, Fondsmanager des Privado Infrastructure ELTIF von Swiss Life AM, der auch den Workshop "Infrastruktur ist das Fundament einer erfolgreichen Gesellschaft" auf dem FONDS professionell Investmentforum SACHWERTE am 11. September in Frankfurt am Main ausrichtet.


Herr Schirra, können Sie uns den Unterschied zwischen offenen und geschlossenen ELTIFs erklären?

Tristan Schirra: Der Unterschied zwischen einem offenen und einem geschlossenen ELTIF besteht in der Liquidität beziehungsweise der Zeichnungs- und Rückgabemöglichkeit der Anteile. Offene ELTIFs ermöglichen den Anlegern regelmäßige Zeichnungen und Rücknahmen, während geschlossene ELTIFs eine langfristige Kapitalbindung ohne Möglichkeit der vorzeitigen Rückgabe erfordern, was dann auch unterschiedliche Liquiditäts- und Investmentstrategien zur Folge hat.

Welche Konsequenzen hat das für den Vertrieb? Welche Voraussetzungen muss der Vertrieb erfüllen und welche dessen Kunden?

Schirra: Beide Ausprägungen können grundsätzlich von Banken vertrieben werden. Finanzanlagenvermittler benötigen dagegen für den Vertrieb von offenen ELTIFs eine Genehmigung nach Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 1 der Gewerbeordnung und für geschlossene eine Genehmigung nach Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 2. Bevor ein ELTIF an einen Privatkunden vertrieben wird, muss der Vertrieb sicherstellen, dass das Produkt für den Anleger geeignet ist. Dies umfasst die Prüfung der Anlageziele, der finanziellen Situation und der Kenntnisse und Erfahrungen des Anlegers.

Wie gehen Sie mit dem Widerspruch um, dass es sich beim ELTIF nicht nur dem Namen nach, sondern auch bei seinen infrage kommenden Assets um illiquide Langzeitinvestments handelt, eine der Pointen des ELTIF 2.0 aber die Erweiterung und Flexibilisierung von Rückgabemöglichkeiten ist – angelehnt an liquide Assets?

Schirra: Aus unserer Sicht ist das kein Widerspruch, sondern eine Frage des Fondsmanagements, der Prospektgestaltung und der passenden Strategie. Aus Kundensicht macht eine Anlage allein schon wegen des Ausgabeaufschlags erst Sinn, wenn die Anlage längerfristig geplant ist. Die Investoren, somit nun auch die Privatkunden, erhalten Zugang zu der Anlageklasse der nicht gelisteten Infrastruktur, die vorher nur für große institutionelle Anleger zugänglich war. Diese Anlageklasse bringt viele Vorteile mit sich, aber natürlich auch Illiquidität. Das Fondskonstrukt und ein professionelles Management machen die Anlageklasse semi-liquide für den Investor. Somit versprechen wir in unserem Swiss Life Privado Infrastructure ELTIF auch keine grenzenlose Liquidität, sondern arbeiten mit Grenzen, die das Fondsvermögen schützen. Circa 15 Prozent des Fondsvolumens werden daher auch in geldmarktnahen Anlageinstrumenten angelegt. In normalen Zeiten wird das dazu führen, dass Kunden, die plötzlich Liquiditätsbedarf haben, diese auch vierteljährlich aus dem Fonds abrufen können. Sollten in turbulenteren Zeiten aber die Rückgabewünsche über die Quoten hinausgehen, muss der Fonds sie nur anteilig bedienen. Der Fonds und die Anleger, die im Fonds verbleiben wollen, werden so geschützt. Ein Vorteil der Anlageklasse ist auch, dass sie in schwierigen Zeiten mehr Sicherheit bieten kann als traditionelle Anlageklassen. Daher ist es aus unserer Sicht absolut wichtig, den Anleger ganzheitlich über diese Themen im Beratungsgespräch zu informieren.

Vielen Dank für das Gespräch. (tw)


Lernen Sie auf dem FONDS professionell Investmentforum SACHWERTE weitere ELTIF-Angebote und ihre Manager kennen:
Markus Pimpl stellt ELTIFs der Partners Group vor, Klaus Weber präsentiert den neuen ELTIF der Patrizia Grundinvest, und Robert Guzialowski von Hansainvest stellt übergreifend den regulatorischen Rahmen vor. Auch die Emissionshäuser HMW und RWB, die beide einen Workshop auf dem Investmentforum haben, planen ELTIFs.

Seien Sie dabei. Und stellen Sie der Redaktion schon im Vorfeld Ihre Fragen (per E-Mail an welther@fondsprofessionell.com), dann werden wir in den einzelnen Workshops darauf eingehen.