In der Asset-Management-Branche hat Größe seit jeher eine wichtige Rolle gespielt, schließlich lebt das Geschäft von Skaleneffekten. Wer schon um die Jahrtausendwende herum etwas mit dem Finanzvertrieb zu tun gehabt hat, wird sich in diesem Zusammenhang mit Sicherheit an den Namen Anthony Bolton erinnern. Unter seiner Ägide und später seinem Nachfolger Graham Clapp wuchs der Fidelity European Growth zeitweise zu Europas größtem Aktienfonds heran.

Die beiden Fondslenker meisterten nicht nur das Platzen der New-Economy-Blase besser als zahlreiche Wettbewerber, auch beim darauffolgenden Aufschwung war der Fonds ganz vorne dabei und sammelte Milliarde um Milliarde ein, im Januar 2006 verwaltete das Flaggschiff knapp 24 Milliarden Euro. Danach verlor das Management allerdings sein glückliches Händchen, das Volumen schmolz dahin. Außerdem fanden viele Anleger plötzlich andere Themen spannender – beispielsweise den Aufschwung der Schwellenländer. Aktuell verwaltet der Fidelity European Growth "nur" noch 6,6 Milliarden Euro.

Die zweite Leidenschaft
Im April 2014 zog sich Bolton dann aus dem aktiven Fondsmanagement zurück. Aber nicht, um sich zur Ruhe zu setzen. Neben dem Management von Aktien hatte der im März 1950 geborene Bolton nämlich immer schon eine zweite Leidenschaft, wie die Nachrichtenplattform "Citywire" berichtet. So habe der begeisterte Pianist und Cellist eine Oper in zwei Akten mit dem Titel "Das Leben und der Tod von Alexander Litwinenko" komponiert, an der er ganze sieben Jahre geschrieben hat. Sein Opus handelt von der Ermordung des ehemaligen russischen Spions und politischen Aktivisten und wurde 2021 an der Grange Park Opera in Surrey nahe London uraufgeführt.

Aber auch das war Bolton nicht genug. Bereits 2020 hat der umtriebige Ex-Starfondsmanager die Musik-Plattform "Music Patron" gegründet. Das Ziel ist, junge Komponisten zu unterstützen, die oft gerade in der Anfangszeit ihrer Karriere unter erheblichen Finanzierungslücken leiden. Laut "Citywire" hat die Plattform mittlerweile insgesamt 29 Musiker an Bord. Die Künstler aus den Bereichen "zeitgenössische klassische Musik, einige jazzorientierte und einige eher elektronische" will Bolton bis 2025 durch einen "beträchtlichen jährlichen Zuschuss" seiner Familienstiftung "Boltini Trust" unterstützen. Danach wird sich "Music Patron" selbst tragen, hofft Bolton. (hh)