Ein Angriff von unerwarteter Seite: Fidelity International legt sechs Indexfonds auf. Diese spiegeln die Wertentwicklung von bekannten Marktbarometern wie dem S&P 500, dem MSCI World oder Messlatten auf Regionen wie Europa oder den Pazifikraum wider. Eigentlich ist Fidelity ist ein Haus mit langer Tradition im aktiven Asset Management. Der Anbieter steigt nun aber mit Kampfpreisen und mit voller Wucht ins passive Geschäft ein. Die laufenden Kosten rangieren zwischen gerade mal 0,06 und 0,20 Prozent.

Obendrein öffnet das Haus die Produktpalette auch für Privatanleger. Diese sollen die Portfolios wie normale Fonds über Plattformen und Vermittler erwerben können, heißt es in einer Mitteilung. Bislang waren Fidelity-Indexfonds allein Großinvestoren vorbehalten, die hohe Beträge investieren. Kleinanleger hatten bislang nur auf die börsengehandelten Pendants des Hauses, also auf ETFs, regulären Zugriff.

Preisführerschaft reklamiert
Mit dem Schritt erweitert die Gesellschaft massiv ihren Auftritt im Bereich der passiven Produkte. Das Fidelity-Stammhaus hatte in den USA 2016 die ersten ETFs auf den Markt gebracht, vor rund einem Jahr schwappten die Produkte dann auch nach Europa. Bislang konzentrierte sich der Asset Manager auf den Bereich der alternativen Indizes sowie der aktiven ETFs. Mit der Auflage von Portfolios auf herkömmliche Standardbarometer stößt Fidelity in Europa gegen ETF-Riesen wie Blackrocks iShares und die DWS-Sparte Xtrackers vor.

Der Neueinsteiger reklamiert zudem eine Preisführerschaft im Bereich der Indexfonds. Tatsächlich liegen die Fidelity-Portfolios zugleich auf dem Niveau der günstigsten, an der Frankfurter Börse notierten ETFs, die die entsprechenden Barometer widerspiegeln. So weist der günstigste ETF auf den S&P 500 von Source eine Gesamtkostenquote von 0,05 Prozent aus. Der entsprechende Fidelity-Indexfonds verlangt nur 0,06 Prozent laufende Kosten. Der günstigste ETF auf den MSCI Europe von Amundi kostet 0,15 Prozent, der passende Fidelity-Indexfonds indes 0,10 Prozent.

Aktives Management bleibt Kerngeschäft
Trotz der Kampfansage im passiven Bereich will Fidelity seinen Wurzeln treu bleiben. "Aktives Fondsmanagement bleibt unser Kerngeschäft", sagt Christophe Gloser, Leiter des Wholesale-Vertriebs in Kontinentaleuropa. Aber das Management wisse auch, dass Investoren die Wahl zwischen aktiven und passiven Fonds oder auch einer Kombination aus beiden haben wollen. "Mit dem Ausbau des Angebots an passiven Investments zu marktführenden Preisen ermöglichen wir unseren Kunden eine größere Auswahl und bieten ihnen einen höheren Nutzen", argumentiert Gloser.

Sowohl Fidelity International wie auch die US-Stammgesellschaft hatten zuletzt mit Nettomittelabflüssen gerungen. Konzernchefin Abigail Johnson versucht über mehrere Wege, diesen Trend umzukehren. So führte das Haus bei seinen aktiven Fonds eine an den Erfolg gekoppelte Gebühr ein.

Fit für Mifid II
Mit der Öffnung der Indexfonds für Privatanleger dürfte sich das Haus zudem für die Auswirkungen der Finanzmarktrichtlinie Mifid II positionieren. Denn unter den neuen Regeln dürften in der Finanzberatung Honorarmodelle größeren Zulauf erfahren. In pauschalen Vergütungsmodellen kommen eher Indexfonds und ETFs zum Zuge. (ert)

Name und ISINlaufende Kosten (OCF)
Fidelity S&P 500 Index Fund (IE00BYX5MX67)0,06 %
Fidelity MSCI Index Europe Fund (IE00BYX5MD61)0,10 %
Fidelity MSCI Index Japan Fund (IE00BYX5N771)0,10 %
Fidelity MSCI Index World Fund (IE00BYX5NX33)0,12 %
Fidelity MSCI Index Pacific ex-Japan (IE00BDZVHT63)0,13 %
Fidelity MSCI Index Emerging Markets (IE00BYX5M476)0,20 %