Die Stiftung Warentest geht in der Februar-Ausgabe ihres Magazins "Finanztest" hart mit dem Friedrich & Weik Wertefonds ins Gericht. Das Anlageprodukt, das auf Ideen der Bestsellerautoren Marc Friedrich und Matthias Weik basiert, habe "Schwächen", das Konzept enthalte "Widersprüche".

Der Fonds wurde Anfang 2017 bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest aufgelegt und soll Anleger mit Sachwertinvestments sicher durch einen Crash des Finanzsystems bringen, den Friedrich und Weik für unausweichlich halten. Momentan liegen 22 Prozent des Vermögens in physischem Gold, 20 Prozent in Minenaktien und 25 Prozent in anderen Anteilscheinen. Hinzu kommen andere "Real Assets", zu denen laut tagesaktueller "Portfoliostruktur" ein Silber- und ein Platin-ETF genauso zählen wie ein Bitcoin-Zertifikat.

Dem Initiator Solit Fonds gelang es, zum Produktstart innerhalb weniger Wochen mehr als zehn Millionen Euro einzusammeln, vor allem bei Privatanlegern (FONDS professionell ONLINE berichtete). Danach nahm das Momentum ab, frisches Geld floss eher zögerlich. Das mag auch an der zumindest anfangs enttäuschenden Performance liegen: Bis Oktober vergangenen Jahres verlor der Fonds fast kontinuierlich an Wert, erst seither weist der Chart aufwärts. Aktuell verwaltet der Fonds knapp 29 Millionen Euro.

Aktien und Gold boomen – der Fonds nicht
"Finanztest" rechnet vor, dass der Wertefonds seit Auflage bis zum Stichtag (8. Januar 2020) gerade mal 4,4 Prozent zugelegt hat. "Wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit nicht nur die Aktienmärkte boomten, sondern auch Gold kräftig zulegte, ist das schwer nachvollziehbar." Der globale Aktienmarkt habe in der gleichen Zeit um 38 Prozent gewonnen, Gold sogar um fast 29 Prozent.

Der Fonds verfolge "konsequent eine defensive Anlagestrategie zum Zwecke des realen Vermögenserhalts", verteidigt sich Solit-Geschäftsführer Robert Vitye in einer Stellungnahme gegenüber FONDS professionell ONLINE. Gezielt sei auf eine "Spekulation auf sich noch weiter aufblähende Investmentblasen verzichtet" worden. Vitye sieht ein "beträchtliches Risiko, dass die nahezu ausschließlich schuldengetriebene 'Alles-Blase' an den Kapitalmärkten ein jähes Ende finden wird". In einer solchen Zeit müsse die Vermögenssicherung an erster Stelle stehen.

Solit Fonds sieht "erste Bewährungsprobe" als bestanden an
"Wie immer im Zusammenhang mit dem Umgang mit Risiken gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge!", meint Vitye. Will heißen: "Der Aufbau einer Absicherung muss zwingend erfolgen, bevor das abzusichernde Schadensereignis eintritt – bleibt dieses aus oder tritt dieses später ein, ist man für das Szenario bestmöglich und rechtzeitig präpariert. Tritt es jedoch ein, ist eine Reaktion schlichtweg nicht mehr möglich."

Der Fondsinitiator verweist auf das vierte Quartal 2018, in dem die Aktienmärkte deutlich absackten. "In diesem Zeitraum konnte der Friedrich & Weik Wertefonds das Kapital unserer Anleger erfolgreich schützen", so Vitye. "Somit lässt sich festhalten: Der Fonds hat bereits bei der ersten Bewährungsprobe genau das gemacht, wofür er gebaut wurde!"

Jährliche Kosten in der Kritik
Die Stiftung Warentest stört sich auch an den Kosten von 1,94 Prozent pro Jahr, was "selbst für einen aktiv gemanagten Fonds relativ teuer" sei. Solit entgegnet, die laufenden Kosten lägen "gemessen an der sehr breitgefächerten Anlagestrategie des aktiven Fondsmandats im Marktvergleich eher im unteren Bereich". Das Unternehmen arbeite jedoch daran, "im Zuge des wachsenden Fondsvolumens auch die Kostenquote (…) absenken zu können".

"Finanztest" rät Anlegern, die sich vor einem Crash an den Märkten schützen wollen, alternativ zu einem Investment in einen Weltaktien-ETF und Gold. Die Autoren der Stiftung halten "einen Anteil von bis zu zehn Prozent für vertretbar". Der Vergleich mit passiven Anlagevehikeln wie ETFs hinke sehr, entgegnet Vitye. "Unsere Kunden schätzen das aktive Portfoliomanagement, welches in außergewöhnlichen Situationen schnell und pragmatisch am Kapitalmarkt agieren kann." Physischem Gold komme "in Zeiten von weltweiten Schuldenorgien, Bargeldflut, Nullzinsen, Investment-Blasen, Bankencrashs und Inflationsgefahren (…) eine immer größere Bedeutung zu", ist Vitye überzeugt. Deshalb erachten er und seine Kollegen eine Gewichtung von "deutlich über zehn Prozent" als sinnvoll.

Auch Diamanten und Wald sollen in den Fonds – über Verbriefungen
Auf einen weiteren möglichen Kritikpunkt geht "Finanztest" gar nicht ein: Mit steigendem Fondsvolumen sollen weitere Sachwerte wie Immobilien, Wälder, Ackerland oder Diamanten das Portfolio weiter diversifizieren. Die Investments in diese Güter sollen über Verbriefungen erfolgen. Doch was wären diese Verbriefungen wert, wenn es tatsächlich zu dem von Friedrich und Weik erwarteten Systemkollaps kommt?

Vitye erläutert, für jede Verbriefung werde ein wirtschaftlich und rechtlich getrenntes Teilvermögen gebildet, ein "Compartment" nach Luxemburger Recht, dem die Vermögenswerte zugeordnet werden. Rein rechtlich handele es sich bei einem Compartment nicht um ein Sondervermögen, wie das bei einem Investmentfonds der Fall sei, räumt Vitye ein. In der Wirkung sei ein Compartment einem Fonds aber "gleichgestellt". (bm)