Die US-Fondsboutique 2nd Vote Funds stellt zwei börsengehandelte Indexfonds (ETFs) ein, die sich an konservative US-Investoren richten. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times". Demnach schloss das Haus den rund 30 Millionen US-Dollar schweren "2nd Vote Society Defended" und den rund 19 Millionen Dollar großen "2nd Vote Life Neutral Plus" Anfang August. Die Portfolios sollen liquidiert werden.

Die Boutique startete die beiden "Anti-Woke-"ETFs im Jahr 2020 und zielte damit auf einen Kreis an erzkonservativen, amerikanischen Anlegern. So schließt der "Life Neutral Plus" Investitionen in Unternehmen aus, die die Abtreibung unterstützen. Der "Society Defended"-Fonds wiederum investiert nicht in Firmen, die sich gegen das in den USA geltende Recht des Waffenbesitzes, die Grenzsicherheit oder die Unterstützung der Strafverfolgung aussprechen würden.

"Generelles Versagen"
Dem Anbieter zufolge konnten die Fonds nicht genug Mittel anziehen, um das Research und die laufenden Kosten zu stemmen. "Entweder gibt es ein generelles Versagen unserer Kommunikation oder die konservativen und christlichen Gruppen engagieren sich nicht genug, um Schritte gegen die radikale ESG-, woke und linke Agenda zu unternehmen", zitiert die "FT" David Black, Geschäftsführer und Gründer von 2nd Vote.

Die Konkurrenz-Boutique American Conservative Values (ACVF) sieht einer Mitteilung zufolge andere Gründe für das Scheitern der ETFs von 2nd Vote. "Wir sind der festen Überzeugung, dass diese Schließung nicht von einer negativen Sicht auf politisch konservative Investitionen herrührt, sondern auf das inhärente Risiko einer Vorreiterrolle zurückzuführen ist", argumentiert William Flaig, Gründer und Chef von ACVF.

Schwarzer Riese ist zu grün
Der "American Conservative Values ETF" war vor den Konkurrenten von 2nd Vote gestartet und verwaltet dem Haus zufolge ein Vermögen in Höhe von 56 Millionen US-Dollar. Im Vergleich zu den mitunter milliardenschweren ETFs im amerikanischen Markt erscheint dieses Volumen aber ebenfalls gering.

In den USA hatten nachhaltige Investments die Kritik von konservativen Kreisen auf sich gezogen. Von der Republikanischen Partei gelenkte Bundesstaaten hatten unter anderem Geld vom Fondsriesen Blackrock abgezogen, da dieser zu nachhaltig investiere. Blackrock-Chef Larry Fink beklagte wiederum, dass das Kürzel ESG von politischen Lagern als "Waffe" missbraucht würde. Global gesehen ist Europa mit großem Abstand der wichtigste Markt für ESG-Fonds. (ert)