Würden alle so wirtschaften wie die Firmen im GLS Bank Klimafonds, könnte die Erderwärmung bis zum Jahr 2050 auf 1,51 Grad Celsius begrenzt werden. Zu diesem Resultat kommt eine Berechnung des Start-ups "Right Based on Science", einem Anbieter wissenschaftsbasierter Klimadaten, die Deutschlands größte Öko- und Ethikbank in Auftrag gegeben hat. Veröffentlicht wurde die Zahl im jüngsten "Investitionsbericht" des Fonds, in dem das Management seinen Anlageansatz vorstellt und Investitionsbeispiele präsentiert.

Nach Aussage der GLS Bank steht der Fonds dadurch im Einklang mit dem Pariser Klimaschutz-Abkommen, nach welchem "der Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau gehalten wird und Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen".

CO2-Fußabdruck ermittelt
Der Fonds ermittelt schon seit seiner Auflage 2017 regelmäßig seinen CO2-Fußabdruck ("Carbon Footprint"). Ziel der GLS Bank sei es, dass alle darin enthaltenen Unternehmen ihre Emissionen entlang ihrer Wertschöpfungskette messen und veröffentlichen. "Durch diese Transparenz können Treibhausgasemissionen neben ökonomischen Aspekten eine wichtige Rolle bei Unternehmensentscheidungen spielen", heißt es im Investitionsbericht.

Mit der Messung des "Carbon Footprint" beauftragte die Bank nun erstmals das "Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie", um "wissenschaftlich fundierte Werte zu erhalten". Die Forscher konnten dem Bericht zufolge Daten für 98,6 Prozent aller Titel im Portfolio erfassen. Demnach belief sich der CO2-Fußabdruck des Fonds zum Stichtag Ende Juli 2019 auf exakt 13.179 Tonnen Treibhausgasäquivalente.

Die alleinige Betrachtung des vergangenheitsbezogenen "Carbon Footprint" lasse jedoch keine Rückschlüsse zu, inwieweit Anlageprodukte respektive das Geschäftsgebaren von Unternehmen im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens stünden, betont die GLS. Darum sei die Bank eine Kooperation mit dem Analysehaus "Right Based on Science" eingegangen. "Das Frankfurter Unternehmen hat ein zukunftsorientiertes Modell entwickelt, mit dem es messen kann, in welchem Maße die Unternehmen im Portfolio zur Erderwärmung beitragen", erläutert der Investitionsbericht.

Hilft ein Fonds dem Klima?
Aussagen darüber, wie viele Emissionen ein Fonds verursacht oder einspart, werden durchaus kontrovers diskutiert. Manche Branchenkenner sprechen von einer "Wirkungsillusion" (FONDS professionell ONLINE berichtete): Verkauft ein Manager beispielsweise die Aktie eines Kohlekonzerns und steckt das Geld in Titel eines Windradherstellers, ist für das Klima erst einmal nichts gewonnen – schließlich hat sich an der Kapitalausstattung der Unternehmen dadurch nichts geändert. Lediglich die Aktien haben den Besitzer gewechselt (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Lässt sich mit Fonds die Welt retten?").

Die GLS Bank betont, besonders wirksam sei es, "wenn zusätzliches Geld durch die Ausgabe neuer Aktien oder Anleihen bei Investoren eingesammelt und direkt in klimafreundliche Vorhaben investiert wird". Im ersten Geschäftsjahr habe der Fonds so beispielsweise Solarcontainer in Mali finanzieren können.

Die Bank gewinnt so viele Neukunden wie nie
Der sozial-ökologische Ansatz der GLS Bank findet offensichtlich Anklang: Im vergangenen Jahr gewann das Institut jeden Monat im Schnitt 3.000 Kunden hinzu. Der Ausblick sei positiv, berichtete Vorstandssprecher Thomas Jorberg auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses: Im Januar 2020 habe die GLS Bank so viele Neukunden gewinnen können wie nie zuvor.

Die Kunden kommen zur GLS Bank, obwohl das Institut wegen der Negativzinsen der Europäischen Zentralbank relativ hohe Gebühren verlangt – und das bereits seit 2017 (FONDS professionell ONLINE berichtete). Ab April müssen Sparer mit über 250.000 Euro auf dem Konto außerdem einen Strafzins von 0,5 Prozent entrichten. Das treffe etwa jeden hundertsten Kunden, so die Bank. Aktuell fällt dieses "Einlagenentgelt" erst ab einem Kontostand von einer Million Euro an. (bm)