Die Deutsche Bank sei nach einem Jahrzehnt des Missmanagements ein Restrukturierungsfall, sagte Ingo Speich, der als Fondsmanager bei Union Investment einen der 20 größten Aktionären der Bank vertritt, auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag in Frankfurt. Co-Vorstandschef John Cryan müsse die Arbeiten endlich gezielt angehen, die seine Vorgänger versäumt haben, die Bilanz weiter säubern und die Rechtsrisiken beenden.

Rechtskosten drücken Gewinne
Die Bank hat seit 2012 Rechtskosten in Höhe von 12,6 Milliarden Euro angehäuft – so viel wie keine andere kontinentaleuropäische Bank – was die Gewinne just zu einer Zeit schrumpfen ließ, als die Regulierer zudem höhere Kapitalpuffer verlangten. Seit Cryan im vergangenen Juli den Co-Vorstandsvorsitz von Anshu Jain übernommen hat, kündigte er an, Tausende von Arbeitsplätzen abzubauen, die Dividende zu streichen, die einzelnen Geschäftsbreieche auf Profitabilität zu trimmen und das von seinem Vorgänger aufgebaute Anleihenhandelsimperium zurückzustutzen. Damit will er das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen.

Im Endeffekt gebe es für die Deutsche Bank keinen anderen Weg, als sich selbst gesundzuschrumpfen, sagte Speich und verwies auf ein Umfeld mit negativen Zinsen, gesunkenen Ölpreisen und niedrigeren Erträgen im Kapitalmarktgeschäft.

Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist in diesem Jahr um 35 Prozent eingebrochen. Damit hat die Bank das niedrigste Kurs-Buchwert-Verhältnis unter den zehn weltweit führenden Investmentbanken. Auf operativer Basis sei die Bank schlecht geführt worden, mit unzureichenden internen Kontrollen, sagte Speich weiter. Es sei an Cryan, die Lage wieder zu normalisieren, und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Paul Achleitner, gebühre Lob dafür, dass er Cryan als Co-Vorstandschef hinzugezogen habe.

Restrukturierung alleine reicht nicht
Cryans Fähigkeiten als harter Sanierer, die er bereits bei der UBS als Finanzchef unter Beweis gestellt habe, sei genau das, was die Deutsche Bank jetzt brauche, meint Speich. Jedoch helfe eine Restrukturierung alleine nicht dem Aktienkurs. Wenn schließlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei, "erwarten wir strategische Impulse", um die Bank weiterzuentwickeln. (mb/Bloomberg)