Die Fondsboutique H2O Asset Management will ihre eingefrorenen Fonds am 13. Oktober wieder öffnen. Dies geht aus einer Mitteilung an die Anteilseigner hervor. Die Gesellschaft hatte bei den Fonds Ende August bei sieben Publikums- und einem Spezialfonds die Anteilsaus- und Rücknahme ausgesetzt. Grund war das Engagement in teils illiquide Wertpapiere, die dem Umfeld des deutschen Investors Lars Windhorst zuzurechnen sind.

Die Bewertung der Papiere sei mit "Unsicherheiten" behaftet. Im Zuge des coronabedingten Kursverfalls an den Märkten hatten die nur schwer handelbaren Papiere aber an Gewicht in den Fonds gewonnen. Bei einigen Portfolios erreicht der Anteil gut ein Drittel des Volumens. Auf Anweisung der französischen Finanzaufsicht schloss H2O drei Fonds. Vier weitere Vehikel machte die Boutique dann aus eigenem Antrieb zu, da auch in diesen die betroffenen Papiere liegen.

Neue Instrumente genutzt
H2O hatte damals eine Schließungszeit von vier Wochen angekündigt. Die längere Aussetzung der Aus- und Rückgabe begründet das Haus um Gründer und Chef Bruno Crastes mit dem "erheblichen rechtlichen und operativen" Aufwand, der betrieben werden musste. Denn für jeden der sieben Publikumsfonds wurden neue Vehikel aufgesetzt. In diese werden die liquiden Investments überführt. In den alten Fonds verbleiben hingegen die Windhorst-Papiere. Investoren erhalten dann Anteile sowohl von den alten wie von den neuen Portfolios.

Bis zur Auflage der neuen Fonds werden die illiquiden Werte in sogenannten "Seitentaschen" abgesondert und geparkt. Dieses Instrument wurde erst kürzlich in die europäischen Leitlinien eingeführt und in den französischen Vorschriften übernommen. Die Abtrennung der Vermögenswerte in den Seitentaschen soll bis zum 8. Oktober bei allen Fonds abgeschlossen sein. Am 13. Oktober ab 12.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll der Handel dann wieder aufgenommen werden.

Öffnung auf einen Schlag statt Schritt für Schritt
H2O wartet bei dem Abschluss der Umbauarbeiten ab, bis alle neuen Fonds bereitstehen. Eine Übertragung an einem Tag sei angesichts der Komplexität nicht möglich gewesen. Es müssten sieben neue Fonds mit fast 100 Anteilsklassen erschaffen und in verschiedenen Ländern zum Vertrieb zugelassen werden. Eine andere Option sei eine schrittweise Übertragung und Öffnung von Fonds zu Fonds gewesen. Man habe es aber vorgezogen zu warten, bis alle neuen Vehikel einsatzbereit sind. Dies gewährleiste eine gleiche Behandlung der Investoren der betroffenen Portfolios.

Die Wirtschaftszeitung "Financial Times" hatte vor einem Jahr das massive Windhorst-Engagement von Crastes & Co. aufgedeckt. Daraufhin hatten Anleger zeitweise acht Milliarden Euro aus den Fonds des Hauses abgezogen. Crastes kündigte daraufhin an, einen Teil der Windhorst-Papiere zu verkaufen. Dieser Deal konnte aber nie abgeschlossen werden, wie sich jüngst herausstellte. Im Zuge des Corona-Crashs verloren die Portfolios dann massiv an Wert und verpassten zu guten Teilen die anschließende Erholung.

Herber Rückschlag
Die schwache Performance und die Schließung der Fonds hat offenbar auch Folgen. Der "Financial Times" zufolge nimmt die französische Großbank Crédit Agricole bei einer Lebensversicherungstochter die Fonds von H2O aus dem Programm. Die Zeitung beruft sich auf eine E-Mail. Demnach sollen keine H2O-Portfolios mehr an Neukunden verkauft werden. Dies wäre ein herber Rückschlag für die Boutique. Denn die Crédit Agricole war ein wesentlicher Vertriebskanal für Crastes' Gesellschaft. Dieser hatte seinen Ruf als Starmanager bei der Investmenttochter der Großbank erlangt. (ert)