Wegen der niedrigen Zinsen und der volatilen Aktienkurse raten viele Anlagespezialisten, in Sachwerte zu investieren. Diese gelten als besonders wertstabile und solide Anlagen. Einige Experten gehen sogar so weit, vermögenden Privatkunden Sammlerstücke zu empfehlen, etwa edle Whiskeysorten oder seltene Oldtimer. Das ist allerdings ein nicht ganz unproblemtischer Rat, warnt Karl-Heinz Thielmann vom Research-Haus Long-Term Investing.

Der Wert von Sammlerstücken wird kaum oder höchstens indirekt von ökonomischen Faktoren bestimmt. Stattdessen dominieren subjektive Faktoren wie Geschmack und Emotionen die Preisbildung. Rein finanzielle Erwägungen sind nämlich für die meisten Sammler zweitrangig. Das macht Sammlerstücke zu einer interessanten, aber auch schwierigen Kapitalanlage.

Riskante Nischen-Investments
Zwar gibt es einige Indizes, die die Marktentwicklung von Sammlerstücken repräsentieren sollen. Sie sind aber oft so konstruiert, dass sie nur ein kleines, populäres Teilsegment des jeweiligen Marktes beschreiben, sagt Thielmann. Er nennt als Beispiel den HAGI Top Index für Oldtimer: Dieser enthält in erster Linie seltene und daher heiß begehrte historische Modelle von Mercedes, Ferrari und Porsche. Oder der Artnet Contemporary C50-Index für zeitgenössische Kunst: Darin sind Werke der 50 aktuell populärsten Künstler enthalten.

Studien weisen darauf hin, dass Sammlerobjekte langfristig höhere Renditen bringen als Staatsanleihen oder Gold, wenn auch nicht so hohe wie Aktien. In diesen Studien sind allerdings die Transaktions- und die Aufbewahrungskosten der Sammlerobjekte nicht berücksichtigt. Und diese liegen bei Oldtimern oder Gemälden höher als bei Wertpapieren und auch bei vielen anderen Sachwerten. Thielmanns Fazit: "Die Vorstellung, dass man mit Sammlungen Finanzmarktrisiken ausweichen kann, erscheint geradezu abwegig." (fp)